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Medizin

Diabetesmedikament Liraglutid bei Herzinsuffizienz ohne Nutzen

Mittwoch, 3. August 2016

Philadelphia – Die Hoffnungen, den Energiestoffwechsel des Herzmuskels durch eine Behandlung mit dem Inkretin-Mimetikum Liraglutid zu verbessern, haben sich in einer randomisierten klinischen Studie nicht erfüllt. Laut der Publikation im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2016; 316: 500-508) konnte das Diabetesmedikament die Prognose von Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz nicht verbessern.

Liraglutid ahmt im Körper die Wirkung des Darmhormons GLP-1 (glucagon-like peptide 1) nach, das die Ausschüttung von Insulin steigert und damit den Blutzucker senkt. Davon sollte nach präklinischen Studienergebnissen auch der Herzmuskel profitieren. Nachdem in einer Pilotstudie bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz tatsächlich eine Verbesserung der Herzfunktion beobachtet wurde, hatte das US-National Heart, Lung, and Blood Institute eine landesweite Studie in 25 Zentren durchgeführt.

Insgesamt 300 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz mit einem Abfall der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) auf unter 40 %, die in den letzten drei Monaten wegen einer Dekompensation der Herzinsuffizienz im Krankenhaus behandelt werden mussten, wurden auf zwei Gruppen randomisiert. In einer Gruppe behandelten Ärzte die Patienten mit Liraglutid mit einer steigenden Dosis mit bis zu 1,8 mg/die, in der anderen Gruppe enthielten die subkutanen Injektionen keinen Wirkstoff.

Der primäre Endpunkt der Studie war ein Score, der Todesfälle, erneute Hospitalisierung und den Labormarker NT-proBNP bewertet, der den Schweregrad der Herzinsuffizienz misst. Wie Kenneth Margulies von der Perelman School of Medicine in Philadelphia mitteilt, hatte Liraglutid keinen signifikanten Einfluss auf den Score oder einen seiner drei Bestandteile. Auch bei den Patienten, die an einem Typ-2-Diabetes litten, eine häufige Ursache der Herzinsuffizienz, wurde keine positive Auswirkung auf die Herzfunktion beobachtet, obwohl sich der Blutzucker erwartungsgemäß verbesserte und die Patienten an Gewicht abnahmen, einer weiteren bekannten Wirkung von Liraglutid.

Mit den Studienergebnissen dürfte das Projekt, die Herzinsuffizienz mit Diabetes­medikamenten zu behandeln, vorerst gescheitert sein. Für Diabetiker mit Herzin­suffizienz könnte Liraglutid sogar schädlich sein. Die Endpunkte Tod oder erneute Hospitalisierung traten in dieser Untergruppe zu 54 % häufiger auf als im Placebo-Arm. Die Hazard Ratio von 1,54 verfehlte mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,97 bis 2,46 nur knapp das Signifikanzniveau. Teilergebnisse der Studie waren bereits im November auf der letzten Jahrestagung der American Heart Association vorgestellt worden. © rme/aerzteblatt.de

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