Medizin
Demokratische Reformen können Kindersterblichkeit senken
Mittwoch, 3. August 2016
Löwen/Belgien – Demokratische Reformen haben seit den 1960er-Jahren die Kindersterblichkeit in vielen Ländern gesenkt, wie eine Studie in Lancet Global Health (2016; doi: 10.1016/S2214-109X(16)30104-8) zeigt.
Demokratien geben benachteiligten Bevölkerungsgruppen bei den Wahlen die Chance, auf ihre Missstände aufmerksam zu machen und durch ihre Wahlentscheidung ihre Situation zu verbessern. Zu den Auswirkungen kann ein Rückgang der Kindersterblichkeit gehören, der als ein verlässlicher und leicht zu erhebender Parameter für den Gesundheitszustand der Bevölkerung ist.
Die Kindersterblichkeit ist in den letzten Jahrzehnten in vielen Ländern der Erde zurückgegangen, in einigen Ländern jedoch stärker als in anderen. Besonders große Fortschritte machten der Senegal und Nigeria in Afrika, Bangladesh und die Philippinen in Asien sowie Bolivien, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Mexiko in Lateinamerika. In all diesen Ländern hat es einen Wandel zu mehr Demokratie gegeben, und dieser Wandel könnte nach den Ergebnissen von Hannah Pieters und Mitarbeitern der Katholieke Universiteit Leuven für den Rückgang verantwortlich sein.
Im Senegal ging die Kindersterblichkeit in den ersten zehn Jahren seit der demokratischen Reform um 39 % zurück, auf den Philippinen und in Bangladesh um 21 %. Diese drei Länder führen eine Liste von 24 Ländern an, die Pieters mit anderen weiter autokratisch regierten Ländern verglich. Die Forscher führten dabei eine sogenannte synthetische Kontroll-Analyse durch, die den allgemeinen Rückgang der Kindersterblichkeit und einige dafür verantwortliche Faktoren (Wirtschaftswachstum, ländliche Entwicklung, bessere Bildung von Frauen, begrenztes Bevölkerungswachstum und die Abwesenheit von Naturkatastrophen und kriegerischen Konflikten) berücksichtigt. Es bleibt deshalb unklar, welche Faktoren konkret durch den Wandel zur Demokratie ausgelöst wurden.
zum Thema
Deutsches Ärzteblatt print
aerzteblatt.de
Nicht in allen Ländern verbesserte sich die Situation. Eine signifikante Verbesserung infolge der Reform konnte Pieters nur für die oben genannten neun Länder feststellen. Bei den 15 anderen Ländern waren die Verbesserungen trotz Demokratisierung nicht signifikant. In fünf Ländern (Panama, Guyana, Ghana, Paraguay und Pakistan) kam es sogar zu einer tendenziellen Verschlechterung, die allerdings nicht signifikant ausfiel. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.