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Ausland

Hilfsorganisationen: Korridore in Aleppo nicht als Kriegswaffe nutzen

Mittwoch, 3. August 2016

Berlin – Angesichts der heftigen Kämpfe im nordsyrischen Aleppo schlagen internatio­na­le Hilfsorganisationen Alarm. „Die Stadt darf nicht zu einem weiteren Ort des Massen­ster­bens werden“, forderte ein Bündnis aus Care, World Vision und dutzenden weiteren Hilfs­­organisationen heute in Berlin. Auch die Bundesregierung warnte vor einer „humani­tären Katastrophe“. Syrische Regierungstruppen schlugen derweil vor Aleppo eine Offen­sive verschiedener Rebellengruppen zurück.

Care, Save the Children, World Vision und 36 weitere Organisationen forderten die Inter­nationale Syrien-Unterstützergruppe auf, „umgehend alles dafür zu tun, den brutalen Be­lagerungszustand und die illegalen Angriffe auf Zivilisten zu stoppen“. Als besorgnis­er­regend bezeichneten die Organisationen Russlands Ankündigung der vergangenen Woche, in Aleppo sogenannte humanitäre Korridore für Zivilisten und Rebellen, die sich ergeben, einzurichten. Aleppos Bewohner dürften nicht vor die Wahl gestellt werden, „ent­­weder in die Arme ihrer Angreifer zu fliehen oder in den belagerten und bombar­dierten Stadtteilen zu bleiben“.

Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte in Berlin, das Angebot ungesicherter Fluchtkorridore durch Russland bei gleichzeitiger Fortsetzung der Bombardierung sei „inakzeptabel und zynisch“. Die Bundesregierung fordere die Kriegsparteien zu einem so­fortigen Waffenstillstand im gesamten Gebiet von Aleppo auf. Eine Beilegung des Kon­flikts werde es nur mit Russland geben, sagte Demmer. „Deshalb steht Russland hier in besonderer Verantwortung.“ Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, unter­strich die Bereitschaft der Bundesregierung, eine humanitäre Versorgung der einge­kesselten Menschen finanziell oder anderweitig zu unterstützen.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) forderte die Konfliktparteien in Syrien unterdessen auf, Zivilisten zu verschonen und Helfern freien Zugang zu den Menschen im belagerten Alep­­po zu gewähren. „Es müssen sichere Zufluchtsorte und die Versorgung garantiert werden“, mahnte DRK-Präsident Rudolf Seiters in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die humanitäre Lage in Aleppo sei verheerend. Lagerhäuser, Wasserleitungen sowie öffent­liche Gebäude und Wohnhäuser seien getroffen worden.

Ganze Stadtviertel seien von der medizinischen Versorgung abgeschnitten, weil Kran­ken­häuser zerstört worden seien. Das DRK forderte die Konfliktparteien in Syrien auf, Zivilisten zu verschonen und Helfern freien Zugang zu den Menschen im belagerten Aleppo zu gewähren. „Alle Menschen, die in belagerten Städten einge­schloss­en sind, benötigen dringend permanenten Zugang zu humanitärer Hilfe“, sagte Seiters.

Die Hilfsorganisation Ärzte der Welt erklärte in München, Aleppos Gesundheitsein­rich­tun­gen würden „gezielt angegriffen“: „In nur einer Woche haben neun Angriffe zwei Am­bu­lanzen, sechs Krankenhäuser, die Blutbank und eine Kinderstation teilweise oder ganz zerstört.“

Nach Angaben von Malteser International musste das von der Organisation unterstützte Kinderkrankenhaus in Aleppo nach erneuter Bombardierung in der vergangenen Woche in die Kellerräume des Gebäudes verlegt werden. Bei dem Angriff kam ein Neugebore­nes ums Leben, da die Sauerstoffversorgung des Brutkastens unterbrochen wurde. Die Versorgung von ambulanten Patienten muss auf dringende Notfälle beschränkt werden.

Das medizinische Personal arbeitet weiter. „Die Frühgeborenen können nicht evakuiert werden, denn die Brutkästen und andere lebenswichtige medizinische Geräte müssen ständig mit Strom versorgt werden“,sagte Janine Lietmeyer, Ländergruppenleiterin für die Region Nahost bei Malteser International. Für die Ärzte und Schwestern im Kranken­haus sei völlig klar, dass sie bleiben, damit diese und andere Kinder in der Stadt Aleppo eine Chance hätten, den Krieg zu überleben. „Auch wenn sie dabei ständig ihr eigenes Leben riskieren“, so Lietmeyer.

Im Juli wurde die einzig verbleibende Verbindungsstraße in die von der Opposition kon­trollierten Gebiete in Aleppo von der syrischen Armee eingenommen. Alle Versorgungs­routen in die östlichen Stadtteile sind damit gekappt. Das trifft nicht nur die bewaffneten Kämpfer, sondern auch die Zivilbevölkerung. © may/EB/dpa/afp/aerzteblatt.de

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