Medizin
Gehirne von adipösen Menschen altern früher
Freitag, 5. August 2016
Cambridge/England – Der altersbedingte Rückgang der weißen Hirnsubstanz setzt bei übergewichtigen Menschen offenbar früher ein. Der Unterschied betrug in einer Querschnittstudie in Neurobiology of Aging (2016; doi: 10.1016/j.neurobiolaging.2016.07.010) im Alter von 50 Jahren zehn Jahre. Ein Einfluss auf die kognitiven Leistungen war allerdings nicht nachweisbar.
Im Alter kommt es bei allen Menschen zu einem allmählichen Rückgang der weißen Hirnsubstanz, die aus den Axonen der Nervenzellen besteht. Diese Atrophie kann heute mit der Kernspintomographie gemessen werden und sie war auch in einer Querschnittstudie des Cambridge Centre for Ageing and Neuroscience nachweisbar. Zur Überraschung der Forscher beeinflusste neben dem Alter auch das Gewicht die Ausdehnung der weißen Hirnsubstanz.
An der Studie des Cambridge Centre for Ageing and Neuroscience hatten 473 Personen im Alter von 27 bis 87 Jahren teilgenommen. Bei allen war das Gehirn mit einem 3-Tesla-Kernspintomographen ausgemessen worden. Im jungen Alter hatte der Body-Mass-Index noch keinen Einfluss auf die Ausdehnung der weißen Hirnsubstanz. So etwa ab dem 40. Lebensjahr setzte bei übergewichtigen und adipösen Teilnehmern jedoch ein beschleunigter Rückgang ein. Im Alter von 50 Jahren war ihre weiße Hirnsubstanz auf ein Maß geschrumpft, das bei schlanken Teilnehmern erst im Alter von 60 Jahren erreicht wird.
Was die beschleunigte Atrophie auslöst, ist nicht bekannt. Adipöse Menschen sind jedoch anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, die Auswirkungen auf das Gehirn haben. Wiederholte Mikroinfarkte sind beispielsweise ein Risikofaktor für eine vaskuläre Demenz. Hinweise hierfür fanden die britischen Forscher jedoch nicht. Die adipösen Teilnehmer schnitten in den kognitiven Tests nicht schlechter ab als die schlanken Teilnehmer. © rme/aerzteblatt.de

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