Medizin
Sarkome: Studie findet häufig genetische Ursachen
Sonntag, 7. August 2016
Sydney - Sarkome, also Krebserkrankungen, die von Weichteilgewebe (Bindegewebe, Muskelgewebe, Fettgewebe) oder vom Knochen ausgehen, haben häufig genetische Ursachen. In einer internationalen Studie, der bislang größten zu diesen seltenen Tumoren, wurden bei jedem zweiten Patienten Mutationen in bekannten Krebsgenen identifiziert, darunter laut dem Bericht in Lancet Oncology (2016; doi: 10.1016/S1470-2045(16)30147-4) einige, die Angriffspunkte für neue Behandlungen sein könnten.
Die International Sarcoma Kindred Study konnte 1.162 Patienten aus vier Kontinenten untersuchen. In einer gezielten Exon-Analyse wurden 72 Gene sequenziert, die als Krebsauslöser bekannt sind. Bei 638 Patienten (55 Prozent) wurden Mutationen gefunden, die nach Einschätzung von Studienleiter David Thomas vom Garvan Institute of Medical Research in Sydney für die Krebserkrankungen verantwortlich waren.
Darunter waren bekannte Treibermutationen in den Genen p53, APC, BRCA1 und BRCA2, die bei den Patienten auch das Risiko auf Krebserkrankungen in Brustdrüse, Eierstöcken oder Dickdarm erhöhen. Tatsächlich hatten 170 der im Durchschnitt 46 Jahre alten Patienten mehrere Krebserkrankungen. Da die Mutationen in gesunden Zellen gefunden wurden, hatten die meisten Patienten sie vermutlich von Mutter oder Vater geerbt. Eine Konsequenz der Studie wäre daher, nach der Entdeckung der Mutationen auch andere Familienmitglieder zu untersuchen. Die Entdeckung einer Mutation in BRCA1 und BRCA2 könnte dann ein intensiviertes Brustkrebs-Screening sinnvoll machen. Bei Mutationen im APC-Gen würde sich eine Vorsorge-Koloskopie anbieten.
Die genetische Analyse des Sarkoms könnte in Zukunft die Therapieentscheidung beeinflussen. Bei 19 Prozent der Patienten wiesen die Mutationen auf eine mögliche Wirkung von bekannten oder in der Entwicklung befindlichen Medikamenten hin, berichten die Forscher. Bei einigen Patienten könnten die Mutationen auch das schlechte Ansprechen oder eine erhöhte Toxizität erklären. Letzteres könnte bei Mutationen im ERCC2-Gen der Fall sein. Das Gen greift in den Abbau bestimmter Zytostatika ein, deren Einsatz bei Patienten mit Sarkomen deshalb riskant sein könnten.
Ein Fünftel der Patienten wies Mutationen in zwei oder mehr Genen auf. Eine solche Häufung von Mehrfachmutationen wurde laut Thomas bisher nicht bei Krebserkrankungen gefunden. Bei diesen Patienten traten die Sarkome früher auf als bei andern Patienten, was das genetische Risiko unterstreicht. © rme/aerzteblatt.de

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