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Politik

Angst vor Atomunfall: NRW lagert flächendeckend mehr Jodtabletten ein

Montag, 8. August 2016

Atomkraftwerk Tihange, Belgien /dpa

Düsseldorf – Um Bürger bei Atomunfällen zu schützen, rüstet die Landesregierung in Nor­drhein-Westfalen (NRW) die Ka­tastrophenschutzämter landesweit im Herbst mit Milli­o­nen zusätzlicher Jod­ta­bletten aus. NRW sei das einzige Bundesland, das flächen­deckend für alle beson­ders schutzbedürftigen Personen Jodtabletten dezentral vorhalte, sagte ei­ne Sprecherin des NRW-Innenministeriums. Auf eigene Kosten hat NRW weitere 21 Milli­o­­­nen Jod-Tabletten bestellt.

Kaliumjodid wird bei nuklearen Zwischenfällen eingesetzt, weil es die Aufnahme radio­akti­ven Jods im Körper stark abschwächt. Nach den 2015 aktualisierten Empfehlungen der Strahlenschutzkommission beim Bundesministerium für Reaktorsicherheit sollen nun Jod­tabletten für einen erweiterten Personenkreis vorgehalten werden.

Obwohl es in NRW keine Kernkraftwerke gibt, ist die Sorge hier besonders groß. Schuld daran ist die Pannenserie in Atommeilern im benachbarten Belgien. Die Reaktoren Doel in der Nähe von Antwerpen und Tihange, das etwa 70 Kilometer von Aachen entfernt liegt, sind nach mehreren Störfällen heftig umstritten. Aus Sicherheitsgründen waren sie bereits mehrfach abgeschaltet worden.

Nach den neuen Empfehlungen sollen Jodtabletten nun für alle Schwangeren, Stillenden und Minderjährigen bundesweit vorrätig gehalten werden – zuvor nur für jene in einem 100-Kilometer-Radius um Atomkraftwerke. In diesem Nahbereich werden zudem alle bis zu 45-Jährigen in die Prophylaxe einbezogen.

NRW hatte nach Angaben des Ministeriums 2014 als bislang immer noch einziges Bun­des­land sein Kontingent an Jodtabletten aus den Zentrallagern des Bundes abgeholt und auf die Gemeinden verteilt. Die neuen Empfehlungen hätten aber einen Mehrbedarf von rund 21 Millionen Tabletten geschaffen.

Eigentlich sei der Bund für die Anschaffung der sogenannten Jod-Blockade zuständig, erläuterte die Sprecherin. Weil der aber nicht konkret aktiv geworden sei, habe NRW entschieden, das Medikament selbst zu beschaffen. Die Kosten lägen bei rund 800.000 Euro. NRW behält sich vor, eine Kostenerstattung einzufordern. © dpa/aerzteblatt.de

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