Medizin
Fliegen als mögliche Überträger von Frambösie erkannt
Montag, 8. August 2016
Göttingen – Fliegen sind möglicherweise Überträger des Bakteriums Treponema pallidum subspecies pertenue, des Auslösers der Frambösie. Das legt eine jetzt in der Zeitschrift EBioMedicine veröffentlichte Studie eines internationalen Forscherteams um Sascha Knauf vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung nahe (doi: 10.1016/j.ebiom.2016.07.033). Bislang ging man davon aus, dass das Bakterium nur von Mensch zu Mensch übertragen wird.
Benannt nach der Himbeere, französisch „framboise“, führt diese Krankheit zunächst zu himbeerartig aussehenden Hautveränderungen. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kommt es im weiteren Verlauf zu schweren Knochen- und Knorpelveränderungen, insbesondere im Gesicht und an den Extremitäten. Die Ansteckung erfolgt durch Hautkontakt mit einer infizierten Person. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass 75 bis 80 Prozent der Betroffenen unter 15 Jahre alt sind.
Die Krankheit lässt sich mit einem Antibiotikum behandeln. Die WHO will die Krankheit bis zum Jahr 2020 ausrotten. Dabei könnte es aber ein Problem geben: Nicht nur hat das internationale Forscherteam um Knauf in einer früheren Studie den Frambösieerreger auch im Affen nachgewiesen und damit den Verdacht nahegelegt, dass es ein bisher unbeachtetes Tierreservoir gibt. Die Forscher haben das Bakterium jetzt auch auf Fliegen nachgewiesen. Knauf und seine Kollegen haben dafür 207 Fliegen in zwei Nationalparks in Tansania untersucht. In beiden Parks leben mit Treponema infizierte Paviane. In rund 20 Prozent der untersuchten Fliegen konnten sie Bakterien-DNA nachweisen.
Die Forscher wollen weiter an dem Thema arbeiten, da bislang noch nicht klar ist, ob die in den Fliegen gefundenen Bakterien lebensfähig sind. „Wenn sich bestätigt, dass die Fliegen tatsächlich lebende Bakterien übertragen und infizierte Affen als Reservoir fungieren, wird es immer wieder Fälle von Frambösie geben, auch wenn die Krankheit beim Menschen durch Medikamente und Hygienemaßnahmen ausgerottet wird“, sagte Knauf.
© hil/aerzteblatt.de

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