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DKV: „Wearables sind keine geeignete Grundlage für Versicherungstarife“

Montag, 8. August 2016

/ dpa

Berlin – Fast die Hälfte der Menschen, die ein Fitnessarmband besitzen, benutzen es nicht oder nicht mehr. Das geht aus dem diesjährigen Report "Wie gesund lebt Deutschland" der Deutschen Krankenversicherungen (DKV) hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Clemens Mauth, Vorstandsvorsitzender der DKV, sieht daher die Wearables eher als „nette Spielerei und weniger geeignet, um Versicherungstarife daran zu koppeln“. In der persönlichen Betreuung durch einen Coach könnten sie hingegen durchaus ihren Zweck erfüllen.

Fast jedem dritten Mann ist es zu anstrengend oder das Wearable motiviert sie nicht ausreichend (24 %). Frauen hingegen haben keine Zeit dafür oder können das Gerät nicht mehr finden. So begründen die meisten Besitzer eines Fitnessarmbands, warum sie es nicht mehr benutzen.

Insgesamt hat die DKV im Rahmen der repräsentativen Studie 2.830 Menschen telefonisch zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt. Mehr als 6 % gaben an, dass sie ein Fitnessarmband besitzen. Diese Gruppe war eher jung, bewegt sich viel und fühlt sich überdurchschnittlich gesund. Jedoch benutzen drei von zehn Besitzern das Wearable nicht, weitere 16 % hatten es bisher gar nicht in Gebrauch. 

Fitnessarmbänder messen noch zu ungenau
„Für uns ist das ein deutlicher Hinweis: Die Menschen in Deutschland sehen mehrheitlich keinen Nutzen im Gebrauch der Wearables“, schlussfolgert Muth. Sie bilden seiner Meinung nach keine geeignete Grundlage für Versicherungstarife. Es fehlen Daten, die belegen können, dass die Nutzung vorteilhaft für den Patienten ist. Die Ungenauigkeit etwa bei Puls- und Blutdruck-Messungen sei noch zu groß, ergänzt Ingo Froböse, wissenschaftlicher Leiter des DKV Reports vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln

„Wir wissen auch, dass das prophylaktische Tun nur im geringen Umfang die lang­fristigen Krankheitskosten beeinflussen kann“, sagte Muth, der dem Thema und auch dem potenziellen Zugriff auf persönliche Gesundheitsdaten skeptisch gegenüber steht. Hingegen hat die Bundesregierung erst kürzlich auf eine Anfrage hin nicht ausgeschlossen, dass Daten aus Wearables eine Rolle bei den von den gesetzlichen Krankenkassen zu gewährenden Bonusprogrammen spielen werden.

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Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen wollten es wissen: Sie haben die Bundesregierung um Auskunft gebeten, ob und inwieweit persönliche Gesundheitsdaten aus sogenannten Wearables künftig eine Rolle bei den von den gesetzlichen Krankenkassen zu gewährenden Bonusprogrammen spielen werden. Die Antwort der Bundesregierung lässt aufhorchen.

Bei Gesundheitsprogrammen ist die DKV weniger skeptisch. Denn hier habe sie bereits erste gute Erfahrungen mit den Wearables gemacht. Ziel war es, Menschen zu gesundheitsbewussterem Verhalten zu animieren. „Die Armbänder sollen eine Ergänzung sein für die persönliche Betreuung durch einen Coach“, sagte Muth.

Bewegung auf dem Rückzug
Wie wichtig die Motivation zu mehr Bewegung ist, zeigen die Ergebnisse des Reports:

  • 46 % der berufstätigen arbeiten vorwiegend im Sitzen.
  • Schreibtischarbeiter sitzen insgesamt elf Stunden pro Tag.
  • 55 % der Menschen erreichen die Mindesaktivitätsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 150 Minuten Bewegung pro Woche nicht.

Benchmark für körperliche Aktivität nach WHO-Empfehlungen:

  • Erwachsene sollten mindestens 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich aktiv sein. Dabei kann die Bewegung in mindestens 10 Minuten-Einheiten aufgeteilt sein.
  • Ein gesundes Arbeitsverhalten am Arbeitsplatz erreicht, wer mindestens 25 % der Zeit im Stehen und/oder Gehen bei körperlicher Aktivität verbringt.

Top 5 Branchen, in denen viel gesessen wird:

  1. Internet- und Informationstechnologie
  2. Energie, Wasser und Umwelt
  3. Versicherungen
  4. Banken und Finanzleistungen
  5. Marketing, PR und Design

Während im 6-Jahrestrend das Gesundheitsrisiko durch Rauchen und Alkohol stabil blieb, nahm die Bewegung weiter ab. Zur Verwunderung der DKV ist die gesunde Ernährung stabil geblieben und auch das Stressempfinden reduzierte sich.

„Das Bewegungsvirus muss so früh wie möglich gesetzt werden“, ist sich Muth sicher. Nicht jede Besprechung müsse im Sitzen stattfinden, der Bürostuhl benötige nicht unbedingt Rollen und den Mülleimer könne man außer Reichweite platzieren, so dass man ziwschendurch öfter aufstehen muss. Ein guter Motivator für mehr Bewegung in der Freizeit seien Hunde. Das empfohlene Bewegungsziel erreichen Befragte mit Hunden tendenziell häufiger als ohne (56 versus 43 %). Hundebesitzer könnten zudem etwas besser mit Stress umgehen (59 versus 57 %).

© gie/aerzteblatt.de

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