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Mindestens 66 Tote bei Selbstmordanschlag vor Klinik in Pakistan

Montag, 8. August 2016

/dpa

Islamabad - Bei einem Bombenanschlag vor einer Klinik in der südwestpakistani­schen Stadt Quetta sind mindestens 66 Menschen getötet worden. Das geht aus den Angaben des Gesundheitsministers der Provinz, Rehmat Baloch, sowie aus Zählungen der drei größten Krankenhäuser der Stadt hervor.

Demnach wurden allein in der betroffenen Klinik 46 Tote registriert, zwei andere Kliniken meldeten 18 beziehungsweise zwei Tote. Weitere Todesopfer könnten in andere Kran­ken­häuser gebracht worden sein, hieß es. Der Anschlag traf vor allem vor der Klinik ver­sammelte Anwälte. Sie waren dort zu einer Trauerfeier zusammengekommen, nach­dem der Chef der Rechtsanwälte-Vereinigung der Provinz erschossen worden war.

Um die 200 Menschen wurden verletzt. Allein im Militärkrankenhaus sprachen Ärzte von rund 120 Patienten. Rund die Hälfte sei schwer verletzt. Die Zahl der Toten könne noch steigen.

Wie groß die Zerstörungskraft der Bombe war, veranschaulichten Aufnahmen pakista­nischer Fernsehsender. Ärzte und Patienten waren zu sehen, wie sie in Panik aus den raucherfüllten Gängen des Krankenhauses flohen. Nach Angaben der Polizei hatte der Selbstmordattentäter etwa acht Kilogramm Sprengstoff zur Explosion gebracht.

Zunächst bekannte sich keine der vielen Extremistengruppen Pakistans zu der Tat. Inzwischen soll Agenturberichten zufolge der IS die Tat für sich reklamiert haben. Auch der Sprecher der Talibangruppe Jamaat ul Ahrar, Ehsanullah Ehsan, erklärte, seine Gruppe habe den Anschlag verübt. Nach Angaben eines Sprechers des paramili­tä­rischen Grenzkorps, Khan Wasseh, verdächti­gen die Behörden aber die Extremisten­gruppe Lashkar-e Jangvi. Die sunnitische Gruppe ist vor allem für ihre Angriffe auf Schi­iten bekannt. Ob unter den Opfern des Anschlags Schiiten waren, war aber zunächst unklar.

Präsident Mamnoon Hussain verurteilte den Anschlag scharf. Die Provinzregierung setzte eine dreitägige Trauerzeit an. Baluchistan ist eine der unsichersten Provinzen Pa­kis­tans. Eine Vielzahl von militanten Gruppen ist dort aktiv. Dazu zählen sunnitische Ex­tre­­mistengruppen, die regelmäßig Schiiten angreifen, aber auch Taliban-Gruppen, die vor allem den Staat ins Visier nehmen. Separatisten wollen die Abspaltung der Provinz von Pakistan erreichen oder mehr politische und finanzielle Autonomie.

Der letzte große Anschlag im Land liegt mehr als vier Monate zurück. Ende März hatte ein Selbstmordattentäter der Talibangruppe Jamaat ul Ahrar in einem Park der südost­pakistanischen Stadt Lahore mehr als 70 Menschen getötet, darunter Dutzende Kinder.

Die Zahl der extremistischen Anschläge ist seit Anfang 2015 stark zurückgegangen. Nach einem blutigen Anschlag pakistanischer Taliban auf eine Armeeschule im De­zem­ber 2014 hatte die Armee ihre Angriffe auf diese Gruppen verschärft. Andere blieben aber unangetastet.

© dpa/aerzteblatt.de

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