Medizin
Lungenkrebs: Nivolumab als Monotherapie in Erstlinientherapie ohne Vorteile
Dienstag, 9. August 2016
Princeton – Der im letzten Jahr eingeführte Checkpoint-Inhibitor Nivolumab, der heute zur Behandlung von drei Krebserkrankungen zugelassen ist, ist in einer Phase 3-Studie erstmals an seine Grenzen gestoßen. In der Monotherapie konnte das Antikörperpräparat, das eine Bremse im Immunsystem löst, das progressionsfreie Überleben von Patienten mit neu diagnostiziertem nicht kleinzelligen Plattenepithelkarzinom der Lunge (NSCLC) nicht verlängern. Die Ergebnisse einer Parallelstudie, in der Nivolumab die Wirkung einer Chemotherapie verstärken soll, liegen noch nicht vor.
Nivolumab wurde im letzten Jahr in Europa zugelassen. Zu den Indikationen zählen neben dem malignen Melanom (in der Ersttherapie) auch das fortgeschrittene Nierenzellkarzinom und das NSCLC. Bei diesen beiden Tumoren darf Nivolumab vorerst nur in der Zweitlinienbehandlung nach Versagen anderer Therapien eingesetzt werden. Die Studie CheckMate-026 sollte die Indikation beim NSCLC auf die Ersttherapie ausweiten.
An der Studie hatten an weltweit 140 Zentren, darunter fünf aus Deutschland, 541 Patienten teilgenommen, bei denen ein NSCLC im Stadium IV diagnostiziert worden war, die aber noch keine medikamentöse Krebstherapie erhalten hatten. Zu den Teilnahmebedingungen zählte, dass mindestens 5 Prozent der Krebszellen PD-L1 (für Programmed death-ligand 1) auf ihrer Oberfläche ausgebildet haben.
Dies gilt als Voraussetzung für eine Wirkung, da Nivolumab den Rezeptor für PD-L1 auf T-Zellen blockiert. Dadurch wird verhindert, dass der Tumor die Immunabwehr auf den Tumor ausschaltet. Die Wirkung von Nivolumab besteht in einer gesteigerten körpereigenen Immunabwehr von Krebszellen. Dies konnte in früheren Studien für Patienten mit vorbehandeltem NSCLC gezeigt werden.
Die Studie CheckMate-026 sollte belegen, dass die Behandlung mit Nivolumab das progressionsfreie Überleben auch in der Ersttherapie verlängert. Dies ist, wie aus der Pressemitteilung des Herstellers zu entnehmen ist, nicht gelungen. Die Pressemitteilung, die primär an die Wirtschaftspresse adressiert ist, nennt keine weiteren Einzelheiten (hatte aber sogleich einen Kursrückgang des Herstellers zur Folge).
CheckMate-026 ist die erste größere Studie, in der Nivolumab die Erwartungen nicht erfüllte. Die Ergebnisse überraschten die Experten, da das Mittel in der Zweitlinientherapie die Prognose der Patienten verbessert hatte. Es besteht jetzt noch die Hoffnung, dass Nivolumab in einer Parallelstudie CheckMate-227 erfolgreicher ist.
Dort wird das Mittel zusammen mit Ipilimumab in der Erstlinienbehandlung des NSCLC eingesetzt. Ipilimumab ist ein weiterer Checkpoint-Inhibitor, der aber einen anderen Angriffspunkt hat. Ein weiterer Arm der Studie CheckMate-227 untersucht, ob Nivolumab die Wirkung einer Chemotherapie bei Tumoren verbessern kann, deren Zellen kein PD-L1 ausbilden. © rme/aerzteblatt.de

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