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Medizin

USA: Hodenkrebs und Glioblastom ohne Versicherungsschutz mit schlechterer Prognose

Mittwoch, 10. August 2016

dpa

Boston/Baltimore - Junge US-Amerikaner mit Hodenkrebs, die keinen Versicherungs­schutz haben oder auf staatliche Beihilfen durch Medicaid angewiesen sind, haben einer Studie in Cancer (2016; doi: 10.1002/cncr.30159) zufolge ein erhöhtes Risiko, an dem Tumor zu sterben, der bei einer rechtzeitigen Diagnose meist geheilt werden kann. Eine weitere Untersuchung in Cancer (2016; doi: 10.1002/cncr.30160) zeigt, dass die Patienten auch nicht von Behandlungsfortschritten beim Glioblastom, einem in der Regel unheilbaren Hirntumor, profitiert haben.

Hodenkrebs tritt meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. Die Heilungschancen liegen heute bei 95 bis 100 Prozent (Seminome) oder 85 Prozent (Nicht-Seminome), vorausgesetzt die Tumore werden rechtzeitig durch Radiotherapie (Seminome) und Chemotherapie (Nicht-Seminome) behandelt. Dies ist in den USA bei Menschen, die keinen Versicherungsschutz haben oder auf Medicaid angewiesen sind, häufiger nicht der Fall, wie Christopher Sweeney vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston in einer Auswertung des Krebsregisters SEERS herausfand. 

Bei den nicht versicherten Patienten wurden die testikulären Tumore zu 22 Prozent häufiger in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, bei Patienten mit Medicaid-Unterstützung war dies sogar zu 39 Prozent häufiger der Fall als bei privat Versicherten. Für die späte Diagnose könnte neben dem fehlenden Versicherungsschutz auch die Vernachlässigung der eigenen Gesundheit durch die Patienten verantwortlich sein. Letzteres kann jedoch nicht erklären, warum bei den nicht versicherten Patienten zu 26 Prozent häufiger auf die Entfernung der regionalen Lymphknoten verzichtet wurde. Bei den Medicaid wurde die Lymphadenektomie, die die Überlebenschancen der Patienten verbessert, zu 24 Prozent seltener durchgeführt als bei den privat Versicherten.

Beides, späte Diagnose und weniger radikale Operationen, könnte erklären, warum nicht versicherte Patienten ein zu 88 Prozent erhöhtes Risiko hatten, an ihrer Krebserkrankung zu sterben. Bei den über Medicaid versorgten Patienten war das Risiko um 58 Prozent erhöht.

Während bei Seminomen und Nicht-Seminomen die rechtzeitige Therapie über Leben und Tod entscheidet, sind beim Glioblastoma multiforme, dem beim Erwachsenen häufigsten bösartigen Hirntumor, nur lebensverlängernde Maßnahmen möglich. Auch hier haben die etwa 85 Prozent der US-Amerikaner mit einer Privatversicherung bessere Aussichten, wie Judy Huang von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore mit Mitarbeitern in ihrer Analyse zeigen.

Ein fehlender Versicherungsschutz oder die Versorgung über Medicaid verkürzten die Lebenszeit, die beim Glioblastoma multiforme auf wenige Monate beschränkt ist, in einem höheren Ausmaß als ein höheres Alter der Patienten, das zu den bekannten Risikofaktoren gehört. Huang kann auch zeigen, dass privat versicherte Menschen in größerem Maße als andere von den Fortschritten der letzten Jahre profitiert haben, die die Überlebenszeit beim Glioblastoma multiforme (wenn auch nur um eine begrenzte Zeit) verlängert haben.

Eine jetzt in JAMA Internal Medicine (2016; doi: 10.1001/jamainternmed.2016.4419) publizierte Studie zeigt, dass die Reform des Gesundheitswesens (Affordable Care Act) die Versorgung der ärmeren Bevölkerung deutlich verbessern kann. In Staaten, die das Gesetz umgesetzt haben, ist der Anteil der Bevölkerung ohne Versicherungsschutz drastisch gefallen. In Arkansas kam es laut der Untersuchung zwischen 2013 und 2015 zu einem Rückgang von 41,8 auf 14,2 Prozent und in Kentucky von 40,2 auf 8,6 Prozent.

In Texas, das sich gegen die Umsetzung in Landesrecht entschied, sind weiterhin 31,8 Prozent der Erwachsenen ohne gesicherte Krankenversicherung. In Arkansas und Kentucky gaben in einer Umfrage der T.H. Chan School of Public Health in Boston 12,1 Prozent mehr Personen an, einen festen Hausarzt zu haben, 6,1 Prozent weniger waren für die Gesundheitsversorgung auf den Besuch von Notfallambulanzen angewiesen.

Der Anteil der Personen, der Rezepte nicht einlöste, sank um 11,6 Prozent. Es nahmen 16,1 Prozent mehr an Vorsorgeuntersuchungen teil, 6,3 Prozent mehr hatten ihren Blutzucker bestimmen lassen, um nur einige Vorteile aufzuzählen, die Benjamin Sommers und Mitarbeiter erfragten. Auch der Anteil der Bevölkerung, der den Gesundheitszustand als gut einstuft, ist bereits angestiegen. © rme/aerzteblatt.de

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