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Ausland

Polio: Erneute Erkrankungsfälle in Nigeria

Freitag, 12. August 2016

Genf – Nach mehr als zwei Jahren ohne Neuerkrankungen ist es im Norden Nigerias erneut zu zwei Polio-Fällen gekommen. Sie wurden durch ein Wildtyp-Virus ausgelöst, das dort zuletzt 2011 isoliert worden war. Für die Global Polio Eradication Initiative, deren Finanzierung die Bill and Melinda Gates Foundation übernommen hat, ist dies ein herber Rückschlag.

Nigeria war lange Zeit die wichtigste Endemieregion. Im Jahr 2012  traten mehr als die Hälfte aller weltweiten Polio-Erkrankungen in dem ständig von Armut und Bürgerkrieg bedrohten Land auf. Vorausgegangen war ein Boykott der Impfungen im Norden des Landes. Dort ging das Gerücht um, dass die Polio-Impfung ein verdeckter Versuch sei, muslimische Mädchen unfruchtbar zu machen. Innerhalb kurzer Zeit konnte sich das Virus auf andere Länder am südlichen Rand der Sahara ausbreiten (und sogar auf vereinzelte Länder Asiens übergreifen). 

Die Epidemie konnte nach Wiederaufnahme der Impfungen schnell gestoppt werden. Seit Juli 2014 hatte es in Nigeria – mit der Ausnahme einer durch mutierte Impfviren ausgelösten Erkrankung – keine Polio-Fälle mehr gegeben. Da nach einer letzten Erkrankung in Somalia im August 2014 auch aus anderen afrikanischen Ländern keine Fälle mehr gemeldet wurden, wuchs bei der Global Polio Eradication Initiative die Hoffnung, dass die Weltgesundheitsorganisation den Kontinent im nächsten Jahr für poliofrei erklären würde.

Dies hat sich mit der Bestätigung von zwei Erkrankungen in der Provinz Borno als verfrüht erwiesen. Mehr noch: Die Sequenzierung der Virusgene ergab, dass die aktuellen Erreger mit einem Polio-Wildtyp verwandt sind, der zuletzt 2011 in der Provinz nachgewiesen wurde. Dies bedeutet, dass das Virus allen Impfkampagnen zum Trotz über fünf Jahre in der Region endemisch geblieben ist. Es könnte in dieser Zeit Kinder infiziert haben, ohne dass diese erkrankten. Eine Polio-Infektion verläuft in den meisten Fällen asymptomatisch. Nur bei einem von 200 Kindern kommt es zu einer akuten schlaffen Lähmung.

Wenn dies zutrifft, werden die kurzfristigen Impfkampagnen, die die Weltgesundheitsor­ganisation zusammen mit der Global Polio Eradication Initiative angekündigt haben, das Problem nicht lösen. Solange die Impfkampagnen nicht konsequent jährlich wiederholt werden, kann sich das Virus bei umgeimpften Kindern wieder ausbreiten. Zu Unter­brechungen der Impfkampagnen kommt es im Norden Nigerias immer wieder infolge der Auseinandersetzung mit der Gruppe Boko Haram.

Weltweit hat die Zahl der Erkrankungen weiter abgenommen. In diesem Jahr wurden bisher nur 19 Erkrankungen durch das Wildtyp-Virus bekannt. Im letzten Jahr waren es im gleichen Zeitraum noch 36 Erkrankungen. Alle wurden vom Typ 1 des Wildtyps ausgelöst. Hinzu kommen noch einmal drei Erkrankungen durch mutierte Impfstoff-Viren. Um diese Gefahr zu bannen, ist der allmähliche Übergang von der derzeitigen Schluckimpfung mit einem Lebendvirus zur intramuskulären Impfung mit einem inaktivierten Virus geplant. © rme/aerzteblatt.de

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