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Medizin

Anzahl der Herz-Kreis­lauf-Todesfälle in Europa stark unterschiedlich

Dienstag, 16. August 2016

dpa

Oxford – In der Ukraine ist das kardiovaskuläre Sterberisiko für Männer und Frauen mehr als fünffach höher als in Frankreich, das heute zu neun Ländern in Europa gehört, in denen mehr Menschen an Krebs als an Herzerkrankungen sterben. Deutschland hat laut der Studie im European Heart Journal (2016; doi: 10.1093/eurheartj/ehw334) die längsten Krankenhausliegezeiten von Herzinfarktpatienten.

Europaweit sterben 45 Prozent aller Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, berichtet das Team um Nick Townsend von der Universität Oxford, das bereits zum vierten Mal einen europaweiten Vergleich durchführt. Dabei wurden jeweils die letzten verfügbaren Daten zugrunde gelegt. Auch wenn europaweit fast jeder zweite an Herzinfarkt, Schlaganfall oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen stirbt, sind die Zahlen doch in den meisten Ländern rückläufig.

Ausnahmen bilden bei den Männern lediglich Albanien, Tadschikistan und Turkmenistan und bei den Frauen Albanien, Aserbaidschan und Turkmenistan. Hier hat der Anteil der Herz-Kreislauf-Todesfälle zugenommen. In allen anderen Ländern ist die altersstan­dardi­sierte Sterberate deutlich rückläufig, in Deutschland beispielsweise in beiden Geschlechtern um fast 30 Prozent in nur zehn Jahren.

Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass in elf Ländern heute mehr Menschen an Krebs als an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben. Am deutlichsten ist dies in Frankreich. Dort sind 2011, dem letzten Jahr aus dem Zahlen zur Verfügung stehen, 92.375 Menschen an Krebs gestorben gegenüber nur 64.659 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Spanien waren es 67.711 Krebs- und 53.487 Herzkreislauf-Todesfälle. Die anderen Länder waren Belgien, Dänemark, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal und Slowenien.

Dass Deutschland (noch?) nicht dazu gehört, liegt sicher nicht an der schlechteren Krankenversorgung, auch wenn die Case-Fatality-Rate beim Herzinfarkt mit 8,7 Prozent etwas höher ist als in Frankreich (7,2 Prozent) oder Spanien (7,8 Prozent), aber deutlich niedriger als in Lettland (15,4 Prozent). Deutschland ist nach Polen das Land mit den meisten herzkranken Menschen – jedenfalls nach der Eigeneinschätzung der Bevöl­kerung. In Polen gaben 17,7 Prozent aller Erwachsenen an, in den letzten 12 Monaten an Kreislaufproblemen gelitten zu haben, in Deutschland waren es 12,8 Prozent. In Tschechien waren es nur 5,0 Prozent.

Dafür gehen die Ärzte in keinem anderen Land so schonend mit ihren Koronarpatienten um wie in Deutschland, wenn man hier die Kranken­hausliegezeit als Maßstab nimmt. In Deutschland betrug sie 10,3 Tage. in Dänemark werden die Patienten bereits nach 3,9 Tagen entlassen.

Da Herzinfarkte häufig in jüngeren Jahren auftreten als viele Krebserkrankungen, ist der Verlust von Lebensjahren in guter Gesundheit (DALY) hoch. Auch hier gibt es euro­paweit große Unterschiede. Am höchsten ist diese Kennziffer in der Ukraine (194 pro 1.000 Einwohner), am niedrigsten in Israel (26 pro 1.000). © rme/aerzteblatt.de

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