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Großbritannien: Mutter mutet Kindern jahrelang unnötige Eingriffe zu

Dienstag, 16. August 2016

London – Um staatliche Beihilfen in beträchtlicher Höhe zu kassieren, hat eine Mutter in Großbritannien ihre Kinder fälschlicherweise als schwer krank ausgegeben und ihnen unnötig jahrelang medizinische Eingriffe zugemutet. Ein Gericht verurteilte die Mutter aus Croydon bei London gestern zu siebeneinhalb Jahren Haft wegen Kindesmiss­handlung und Betrugs. Die 48-Jährige habe ihren Kindern „außerordentliche Grausamkeiten“ zu­ge­fügt, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Die 48-jährige Frau habe die Krankengeschichten ihrer Kinder erfunden, um staatliche Gelder einzustreichen, befand das Gericht. Jahrelang mussten der Junge und das Mäd­chen unnötige medizinische Behandlungen über sich ergehen lassen. So wurden ihnen in operativen Eingriffen etwa Ernährungsschläuche in den Magen gelegt, weil die Mutter von schweren Essproblemen berichtet hatte, wie die Justiz mitteilte.

Der Sohn sei mit Steroiden behandelt worden, weil die Mutter angegeben hatte, er leide unter schwerem Asthma. An der Schule sei davon aber nie etwas aufgefallen. Die Mutter soll den Sohn zudem ermuntert haben, ein Verhalten zu zeigen, das auf Symptome von Autismus hindeute.

Auf Grundlage der erfundenen Krankengeschichten habe die Frau 87.400 Pfund (100.630 Euro) an staatlicher Behindertenunterstützung bezogen, teilte die Justiz mit. Ob­wohl sie mit einem Mann zusammenlebte, der eine Arbeit hatte, habe sie außerdem staatliche Unterhaltsbeihilfen beantragt. Damit beliefen sich die von ihr eingeforderten Gelder auf insgesamt 375.200 Pfund. Überdies wurden im Haus der Frau ungenutzte Medikamente gefunden, für die der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) mehr als 145.000 Pfund gezahlt hatte.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erstreckten sich die Misshandlungen der Mutter an den Kindern über mindestens zehn Jahre. Die Frau sei von „Unehrlichkeit und Gier getrieben“ gewesen, erklärte Staatsanwalt Malcolm McHaffie nach der Urteils­verkündung. Dass sie ihren Kindern die Eingriffe wegen eines Beihilfeschwindels zugemutet habe, liege „außerhalb des Fassungsvermögens“. Dafür müsse sie jetzt „für eine beträchtliche Zeit ins Gefängnis“.

Die Ermittler hatten drei Jahre lang Informationen zu dem Fall zusammengetragen. 114 Zeugen wurden befragt. Ein Ermittler beschrieb die Mutter als notorische Lügnerin. „Sie log bei jeder Gelegenheit und stellte sich selbst als Alleinerziehende dar, die mit kranken und anfälligen Kindern zurechtkommen muss“, sagte Stuart Parsons. „In Wirklichkeit lebte sie mit ihrem Partner zusammen und täuschte die Beschwerden ihrer Kinder für ihren persönlichen Profit vor.“ © afp/aerzteblatt.de

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