Medizin
Cochrane: Musik kann Symptome von Krebspatienten lindern
Freitag, 19. August 2016
Philadelphia – Musik kann Krebspatienten helfen, ihr emotionales, körperliches und soziales Leiden zu ertragen. Zu diesem Ergebnis kommt eine systematische Übersicht in der Cochrane Library (2016; doi: 10.1002/14651858.CD006911.pub3), die zwischen dem passiven Hören von Musik und der aktiven Teilnahme an einer Musiktherapie unterscheidet.
Die therapeutische Wirkung von Musik und Musiktherapie war bereits 2011 Gegenstand einer Cochrane-Übersicht. Seither sind 22 neue Studien hinzugekommen, so dass Joke Bradt vom College of Nursing and Health Professions der Drexel University in Philadelphia die aktuelle Auswertung auf 52 Studien mit 3.731 Patienten stützen kann. Darunter waren 23 Studien zur Musiktherapie und 29 Studien zur Musikintervention.
Bereits die Musikintervention, bei der der Patient lediglich eine Hörliste von Musikstücken erhält, erzielt laut Bradt günstige Effekte auf die Angst, unter der viele Krebspatienten leiden. Auf der STAI-S-Skala (Spielberger State Anxiety Inventory), die von 20 bis 80 reicht, wurde im Durchschnitt eine Reduktion um 8,54 Einheiten erreicht, was laut Bradt eine mäßige bis starke Wirkung anzeigt. Auch Depressionen lassen sich durch Musikinterventionen mildern, wobei die Beweislage hier wegen der schlechten Qualität der Studien nicht sicher ist. Bradt rät hier zu einer zurückhaltenden Bewertung.
Musikinterventionen können laut Bradt Puls, Atemfrequenz und Blutdruck senken. Auch eine starke Schmerzlinderung erscheint möglich. Die Auswirkung auf die Fatigue, unter der viele Krebspatienten leiden, scheinen dagegen gering zu sein. Auf den körperlichen Zustand des Patienten hatten Musikinterventionen keinen Einfluss.
Die Ergebnisse einzelner Studien deuten darauf hin, dass Musikhören bei Eingriffen den Bedarf von Anästhetika und Analgetika senken kann, die postoperative Erholung beschleunigt und den Krankenhausaufenthalt verkürzen kann. In diesem Punkt besteht laut Bradt jedoch noch weiterer Forschungsbedarf.
Ob Musikinterventionen die Lebensqualität insgesamt verbessern, ist laut Bradt unklar. Die Musiktherapie, bei der ein ausgebildeter Musiktherapeut sich persönlich um die Patienten kümmert, scheint hier eine sichere Wirkung zu erzielen, so Bradt. Beim Einfluss auf Angst, Depressionen und Gefühlsleben konnten die Studien dagegen keine Unterschiede zwischen den beiden Formen feststellen. © rme/aerzteblatt.de
