Politik
Gröhe: Schutz vor ansteckenden Krankheiten internationale Aufgabe
Freitag, 19. August 2016
Frankfurt am Main/Heidelberg – Der Schutz vor schweren Infektionskrankheiten wie Ebola ist nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) eine internationale Aufgabe. Krankheiten machten nicht an Landesgrenzen halt, sagte Gröhe heute am Frankfurter Flughafen. Er kündigte an, dass im Mai kommenden Jahres erstmals die Gesundheitsminister der 20 wichtigsten Industrie und Schwellenländer (G20) zusammenkommen, um Gefahren durch ansteckende Krankheiten und Abwehrmöglichkeiten zu erörtern.
Auf EU- und G7-Ebene seien diese Themen schon zuvor thematisiert worden. 2017 soll auch der Kampf gegen multiresistente Keime auf der Tagesordnung stehen, hieß es aus dem Ministerium. Nach Angaben von Gröhe soll es auf dem Treffen auch eine Kommunikations-Übung geben, bei der geprobt werden soll, wie Länder im Seuchen-Fall zusammen arbeiten und dies kommunizieren können.
Der Gesundheitsminister besuchte in Frankfurt zum Abschluss seiner dreitägigen Sommerreise die Rettungswache des Flughafenbetreibers Fraport, wo in Deutschland behandelte Ebola-Patienten aus Westafrika ankamen. „Wir sind nicht nur ein Umsteigeplatz für jährlich 60 Millionen Fluggäste, sondern auch die erste Verteidigungslinie gegen Viren und Bakterien aus aller Welt“, erklärte Fraport-Vorstandsmitglied Michael Müller.
In den vergangenen 15 Jahren seien vor allem von der SARS-Pandemie 2002 und 2003, der Schweinegrippe 2009 und 2010, dem Ebola-Fieber 2014 bis 2016 und mehreren Lassa-Fieberfällen erhöhte Ansteckungsgefahren für internationale Fluggäste ausgegangen. Gröhe unterstrich, es seien nicht die Flüchtlinge, sondern die Touristen und Geschäftsreisende, die gefährliche Krankheiten mitbrächten.
Der Vizepräsident des Robert Koch-Institut, Lars Schaade, betonte, dass die Erfahrung gezeigt hätte, dass sogenannte Exit- und Enter-Screenings bei Flugreisenden im Pandemie-Fall keine Ergebnisse bringen. Bei den Screenings in dem von Ebola betroffen Ländern seien 300.000 Menschen untersucht worden und kein verdächtiger Patient entdeckt worden. "Später waren doch drei Menschen erkrankt", so Schaade. Auch Walther Gaber, zuständig bei Fraport für medizinische Fragen, unterstrichen, dass die Screenings zu hoch im Aufwand wären, die Evidenz aber gering.
In Heidelberg hatte der Minister betont, dass beim zunehmenden Einsatz von IT-Technologie in der Medizin die Standards des Datenschutzes für Patienten eingehalten werden müssen. Der Datenhunger digitaler Medizin in der Krebsforschung sei verständlich, müsse aber bisherige Datenschutzanforderungen gewährleisten, sagte Gröhe bei einem Besuch des Softwareherstellers SAP und Molecular Health, einem Anbieter von Genanalysen. Gröhe machte zugleich deutlich, dass der Umgang mit Big Data in der Gesundheitsversorgung auch in den nächsten Legislaturperioden Thema bleiben werde.
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Die IT-gestützte molekulare Krebs- und Gesundheitsforschung benötigten viele Patientendaten zur Auswertung. Auf Basis dieser Datenauswertung könnten dann Diagnose und Therapiemöglichkeiten genauer erfasst werden. Das könnte durchaus auch Kosten sparen, weil Fehldiagnosen und -Therapien vermieden würden, so die Wissenschaftler.
Roland Eils vom Deutschen Krebsforschungszentrum sagte, zwischen Datenhunger in der IT-gestützten Krebsforschung und Datensparsamkeit müsse eine beiden Seiten gerecht werdende Balance gefunden werden. Die Entscheidungshoheit, was mit den persönlichen Daten geschehen solle, müsse beim Patienten bleiben. Es stelle sich auch die Frage, wie sich die Krankenkassen auf diese neuen medizinischen Möglichkeiten einstellten, hieß es zudem.
Insgesamt zeigte sich Gröhe beeindruckt von den unterschiedlichen Forschungseinrichtungen, die er im Rahmen seiner Reise besucht hatte. Darunter waren auch das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg, sowie das Innovationszentrum für Computerassisstierte Chirurgie (ICCAS) in Leipzig und das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin.
„Es zeigt sich, dass Vertreter der Gesundheitspolitik auch mit der Spitze der Grundlagenforschung im Gespräch sein muss, um neue Entwicklungen zu beobachten, um diese in einigen Kahren in die Versorgung zu bringen ", so Gröhe abschließend. © dpa/bee/aerzteblatt.de

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