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Medizin

Künstliches Pankreas verbessert Blutzuckerkontrolle in der Schwangerschaft

Sonntag, 21. August 2016

dpa

Cambridge – Ein sogenanntes „Closed-Loop“-System, das die Insulindosis regelmäßig an den aktuellen Blutzuckerwert anpasst, hat in einer randomisierten Studie im New England Journal of Medicine (2016; 375: 644-654) die nächtliche Blutzuckereinstellung von Patienten mit Typ 1-Diabetes verbessert.

In der Schwangerschaft erhöht sich der Insulinbedarf um das Zwei- bis Dreifache. Gleichzeitig nehmen die Schwankungen des Blutzuckerspiegels zu. Die meisten Patientinnen haben heute eine Insulinpumpe, einige auch einen Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung.

Was fehlt, ist ein Computer, der die beiden Geräte verbindet und den Blutzucker auch dann optimal einstellt, wenn die Patientinnen schlafen. Nächtliche Blutzucker­schwankungen gelten als Hauptursache für Schwangerschaftskomplikationen, Früh- und Totgeburten und eine erhöhte Rate von Fehlbildungen bei Frauen mit Typ 1-Diabetes.

Als mögliche Lösung werden sogenannte „Closed-Loop“-Systeme, auch als künstliches Pankreas bezeichnet, diskutiert. Die Geräte, die derzeit an verschiedenen Zentren erprobt werden, messen in kurzen Intervallen den Blutzucker und geben daraufhin die erforderliche Dosis ab, die ein Computer errechnet. Ein Team um Helen Murphy von der Universität Cambridge hat ein solches „Closed-Loop“-System an 16 Schwangeren mit Typ 1-Diabetes erprobt. Bei fünf Frauen waren frühere Schwangerschaften mit Fehl­geburten oder Totgeburten geendet, eine Frau hatte eine frühere Schwangerschaft wegen einer Trisomie abgebrochen. Bei zwei Frauen war es zu Frühgeburten gekommen.

Die Frauen testeten das „Closed-Loop“-System in den Nachtstunden. In einem „Cross over“-Design wurde eine Hälfte der Frauen über vier Wochen an das künstliche Pankreas angeschlossen, während die anderen eine konventionelle Pumpentherapie durchführten. Nach einer Auswaschphase von zwei Wochen wechselten die Patientinnen die Behandlungsart. Später konnten die Patientinnen selbst entscheiden, ob sie das „Closed-Loop“-System weiter benutzen wollten.

Primärer Endpunkt der Studie war die Dauer, in der die Blutzucker-Werte sich in einem Korridor von 63 bis 140 mg/dl befanden. Er wurde laut Murphy unter dem „Closed-Loop“-System zu 74,7 Prozent der Zeit erreicht gegenüber 59,5 Prozent unter der konventionellen Pumpentherapie. Die Differenz von 15,2 Prozentpunkten war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 6,1 bis 24,2 Prozentpunkten signifikant.

Die durchschnittlichen Blutzuckerwerte waren bei Verwendung des „Closed-Loop“-Sys­tems mit 119 gegenüber 133 mg/dl ebenfalls niedriger. Die Zeitabschnitte mit zu niedrigen Blutzuckerwerten unterschieden sich mit 1,3 versus 1,9 Prozent nicht signifikant. Schwere Hypoglykämien, die eine Intervention notwendig gemacht hätten, traten in keiner Gruppe auf. Vierzehn Frauen entscheiden sich dafür, das „Closed-Loop“-System für im Durchschnitt weitere 14,6 Wochen zu verwenden, in denen ihr Blutzucker zu 68,7 Prozent der Zeit im Zielkorridor lag.

Ob das „Closed-Loop“-System auch den Ausgang der Schwangerschaft verbessert, konnte die Studie nicht zeigen. Bei fünf Frauen kam es zu einer Präeklampsie, darunter ein HELPP-Syndrom. Fünfzehn Kinder wurden per Kaiserschnitt entbunden. Das mittlere Geburtsgewicht betrug 3588 Gramm. © rme/aerzteblatt.de

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