Medizin
Pollenallergie beeinflusst Neurogenese
Mittwoch, 24. August 2016
Salzburg – Ratten, die an einer Pollenallergie leiden, zeigen nach einer Allergenexposition eine verstärkte Neurogenese und herabgesetzte Aktivität der Mikroglia im Hippocampus. Wissenschaftler um Erstautorin Barbara Klein an der Paracelsus Universität Salzburg (PMU) berichten in Frontiers in Cellular Neuroscience über entsprechende Ergebnisse (2016; doi: 10.3389/fncel.2016.00169).
Bisher existieren nur wenige teils widersprüchliche Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen allergischen Erkrankungen und dementiellen Syndromen. Die Forscher berichten, dass eine Zwillingsstudie einen positiven Zusammenhang zwischen Atopien und Demenzerkrankungen fand (2008; doi: 10.1159/000112729), während schwedische Forscher bei Alzheimer-Patienten mit Allergien günstigere Biomarker-Profile und eine langsamer voranschreitende Erkrankung antrafen (2015; doi: 10.3233/JAD-143147).
Alzheimer und viele andere Demenzformen gehen mit einer chronischen Inflammation des zentralen Nervensystems einher. Atopien, die systemische Immunreaktionen provozieren, könnten in diesen Prozess eingreifen. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge könnte nach Meinung der Wissenschaftler zentrale Schritte in der Pathogenese eines Morbus Alzheimer aufdecken.
In ihrer Studie verglichen sie gesunde Ratten mit Ratten, die an einer Pollenallergie litten. Sie applizierten im Abstand weniger Tage intranasal Pollenallergene bei den Tieren. An postmortalen Hirnschnitten konnten die Wissenschaftler über immunhistochemische Verfahren den Stand der Inflammation und der Neurogenese im Gehirn feststellen.
Es zeigte sich, dass die applizierten Pollenallergene bei den kranken Tieren eine verstärkte Neurogenese im Hippocampus aktivierten. In diesem wichtigen Zentrum des Gedächtnisses zeigen sich bei einem Morbus Alzheimer oft die ersten pathologischen Veränderungen.
Gleichzeitig beobachteten die Forscher, dass die Aktivität der Mikroglia im Gehirn abnahm. Mikroglia erfüllen im Gehirn immunologische Funktionen und sind eine Sonderform der Makrophagen.
Die Ergebnisse lassen offen, ob die beobachtete Reaktion auch funktionelle Konsequenzen für das Gehirn habe, sagen die Forscher. Dies müsse man erst mit elektrophysiologischen Verfahren und Verhaltensstudien untersuchen. Dann könnten die Ergebnisse auch interessant sein für die Entwicklung therapeutischer Interventionen. © hil/aerzteblatt.de

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