Medizin
Schlaganfall: Stammzelltherapie bei Mäusen erfolgreich
Dienstag, 23. August 2016
Los Angeles - Die Kombination einer Stammzelltherapie mit Infusionen des Proteins 3K3A-APC, das das Absterben der transplantierten Zellen verhindern soll, hat bei Mäusen die Erholung nach einem Schlaganfall deutlich verbessert. Die Forscher hoffen in Nature Medicine (2016; doi:10.1038/nm.4154), schon bald mit einer ersten klinischen Studie beginnen zu können.
Die Versuche, die Folgen eines Schlaganfalls durch die Injektion von Stammzellen in das abgestorbene Hirnareal zu begrenzen, sind bisher an der kurzen Überlebenszeit der Stammzellen gescheitert. Das Protein 3K3A-APC soll dies künftig verhindern. 3K3A-APC ist eine Variante des aktivierten Proteins C (APC). APC ist ein normaler Bestandteil des Blutes mit antikoagulativer Wirkung. Als Drotrecogin alfa war APC einige Jahre zur Behandlung der Sepsis zulassen, es wurde später jedoch vom Hersteller vom Markt genommen, nachdem eine größere Studie die Wirksamkeit nicht belegen konnte.
Die Variante 3K3A-APC hat infolge des Austausches mehrerer Aminosäuren die antikoagulatorische Wirkung von APC verloren, wodurch ein Blutungsrisiko vermindert wird. Es soll jedoch neuroprotektive Wirkungen haben. Diese Eigenschaften könnten bei einer Stammzelltherapie des Schlaganfalls nützlich sein. Eine vom US-National Institute of Neurological Disorders and Stroke (NINDS) geförderte Studie hat den kombinierten Therapieansatz jetzt bei Mäusen untersucht. Bei den Tieren war durch Abbinden der Arteria cerebri media eine Variante des Hirninfarkts ausgelöst worden, die beim Menschen für die Mehrzahl der Schlaganfälle verantwortlich ist.
Die ersten Experimente wurden noch ohne 3K3A-APC-Infusionen durchgeführt. Die Stammzellbehandlung erzielten bei diesen Tieren keine Wirkung. Vier Wochen nach der Injektion waren die meisten Stammzellen wieder abgestorben. Ganz anders waren die Ergebnisse, wenn die Mäuse gleichzeitig mit 3K3A-APC behandelt wurden. Die Tiere wurden außerdem mit dem Immunsuppressivum Ciclosporin behandelt, um eine Abstoßung der transplantierten Zellen zu verhindern.
Wie Berislav Zlokovic von der Universität von Südkalifornien in Los Angeles berichtet, überlebten die Stammzellen. Ihre Zahl war 16-fach höher als in einer Vergleichsgruppe, in der die Tiere kein 3K3A-APC erhalten hatten. Die Forscher konnten nachweisen, dass die Stammzellen sich in reife Nervenzellen verwandelten. Diese Zellen nahmen auch Verbindungen zu anderen Nervenzellen auf, die den Schlaganfall überlebt hatten. Es gelang den Forschern nach einiger Zeit sogar, die neu gebildeten Nervenzellen durch Reize an den Pfoten zu aktivieren.
Nach etwa fünf Wochen erholten sich die Mäuse teilweise von den Folgen des Schlaganfalls. Dass dieser Erfolg tatsächlich auf die Stammzelltransplantation zurückzuführen war, belegten die Forscher durch Injektion eines Toxins, das gezielt neu gebildete Hirnzellen abtötet. Die Tiere, die sich vom Schlaganfall erholt hatten, erlitten sofort einen Rückfall und die alten Behinderungen stellten sich wieder ein.
Die Wirksamkeit von 3K3A-APC beim Schlaganfall wird derzeit in einer Phase 2-Studie untersucht. In dieser Studie erhalten die Patienten jedoch keine Stammzelltransplantation. Zlokovic hofft jetzt auf eine weitere Studie, in der die Patienten zusätzlich eine Stammzelltransplantation erhalten. Bei der Behandlung müssten die Stammzellen durch kleine Öffnungen in der Schädeldecke in die abgestorbenen Hirnareale injiziert werden. © rme/aerzteblatt.de

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