Medizin
Mikroglia im Gehirn beeinflusst die Entstehung neuropathischer Schmerzen
Dienstag, 23. August 2016
New Brunswick – Wenn nach einem peripheren Trauma frühzeitig im Gehirn die Bildung von Mikroglia unterbunden wird, könnte dies die Entwicklung chronischer Schmerzen verhindern oder dämpfen. Long-Jun Wu und Forscher der Rutgers University berichten in Nature Communications, dass die Proliferation der ungünstigen Mikroglia unterbrochen werden kann (2016; doi: 10.1038/ncomms12029).
Chronische Schmerzen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel peripherer und zentraler Sensibilisierungsprozesse. Diese Schmerzform beginnt jedoch meist mit einem akuten Schmerzereignis. Den Übergang vom akuten zum chronischen Schmerz zu verstehen und zu blockieren, ist einer der Schwerpunkte in der Schmerzforschung. In der Peripherie lösen Makrophagen durch die Ausschüttung von Zytokinen eine Sensibilisierung der Nerven aus, während im zentralen Nervensystem die Mikroglia hierfür verantwortlich sein könnten. Mikroglia sind spezialisierte Makrophagen, welche Hirn und Rückenmark immunologisch überwachen.
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Die Forscher nutzten genetisch modifizierte Mäuse und verabreichten ihnen eine Chemotherapie, sodass die Proliferation der zentralen Mikroglia unterdrückt wurde. Sie setzten bei den Mäusen periphere Nervenverletzungen und beobachteten bei den Tieren die Entwicklung einer posttraumatischen Hypersensitivität oder Schmerzen.
In der folgenden Beobachtungszeit stellten die Wissenschaftler fest, dass die Tiere durch die Unterdrückung der Mikrogliareaktion keine chronischen Schmerzen oder eine Hyperalgesie entwickelten. Auch nachdem sich die Mikroglia-Population wieder erholte, entwickelten die Tiere dennoch keine neuropathischen Schmerzen.
Aus den Ergebnissen schließen die Forscher, dass Mikroglia in einer kurzen kritischen Phase nach einem Trauma die Entstehung von chronischen neuropathischen Schmerzen induziert. Bei der Entwicklung von Schmerzmitteln sollte daher künftig auch die spezielle Mikrogliareaktion im Gehirn berücksichtigt werden, meinen die Wissenschaftler. Möglicherweise könne man durch eine Unterdrückung der Mikrogliareaktion die Entstehung von chronischen Schmerzen verhindern. © hil/aerzteblatt.de

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