Ärzteschaft
Tabakwerbeverbot: Marburger Bund mahnt zur Eile
Dienstag, 23. August 2016
Berlin – Das Parlament muss sich zügig mit dem Verbot von Tabakwerbung befassen. Gerade Kinder und Jugendliche dürften nicht länger durch Außenreklame und Kinowerbung zum Rauchen verführt werden. Das hat der Marburger Bund (MB) betont und zur Eile aufgefordert. „Die Fakten liegen längst auf dem Tisch“, sagte der 1. MB-Vorsitzende Rudolf Henke. Das Verbot sei nicht nur gesundheitspolitisch geboten – es rechne sich auch für die Wirtschaft.
Henke, der zugleich Ärztekammerpräsident Nordrhein ist, verwies auf Berechnungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) aus dem vergangenen Jahr. Demnach betragen die direkten und indirekten Kosten durch Tabakkonsum jährlich insgesamt rund 79 Milliarden Euro. Die direkten Kosten erfassen den Wert der Güter, die im Gesundheitswesen aufgrund von tabakbedingten Erkrankungen verbraucht werden. Dazu zählen Arzneimittel sowie medizinische Leistungen wie Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen. Das DKFZ beziffert diese direkten Kosten für das Gesundheitswesen auf 25,41 Milliarden Euro pro Jahr.
Die indirekten Kosten erfassen Verluste, die der Volkswirtschaft durch das tabakbedingte vorzeitige Ausscheiden aus der Berufswelt entstehen. Indirekte Kosten sind somit Produktivitätsausfälle einer Volkswirtschaft. Nicht nur der frühzeitige Tod, sondern auch krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit, Pflege und Rehabilitation sowie die unfreiwillige Arbeitslosigkeit verursachen Produktionsausfälle.
Das DKFZ beziffert die indirekten Kosten des Rauchens auf jährlich rund 53,68 Milliarden Euro. Danach schlagen Arbeitsunfähigkeit oder Erwerbsminderung mit 12,1 Milliarden Euro zu Buche, Ausfälle durch kurz- und langfristige Arbeitslosigkeit, Pflegebedürftigkeit sowie Rehabilitation kosten der Wirtschaft jährlich 21,8 Milliarden Euro.
Das Bundeskabinett hat am 20. April 2016 einen Gesetzentwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes beschlossen, der aus Gründen des Jugendschutzes ein weitgehendes Verbot der Tabakwerbung auf Plakaten und im Kino vorsieht. Das Thema ist unter den politischen Parteien umstritten. © may/EB/aerzteblatt.de

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