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Ausland

Mehr als 70 Tote bei schwerem Erdbeben in Italien

Mittwoch, 24. August 2016

/dpa

Accumoli – Ein Erdbeben hat in Italien binnen weniger Minuten mehrere Dörfer im Grenz­gebiet zwischen den Regionen Marken, Umbrien und Latium in ein Katastrophen­gebiet ver­wan­delt. Mindestens 73 Menschen sterben, dutzende weitere werden verletzt, viele Menschen liegen unter den Trümmern. „Das halbe Dorf ist verschwunden“, sagte der Bürgermeister der Ortschaft Amatrice, Sergio Pirozzi.

Amatrice ist einer der am stärksten betroffenen Orte. Von dort sowie aus den Dörfern Accumoli und Arquata del Tronto werden bis zum Mittag 38 Todesopfer gemeldet, aber die Zahl der Opfer dürfte weiter steigen. Die schwersten Zerstörungen soll es in Pescara del Tronto geben, doch noch haben die Behörden keinen vollständigen Überblick, einige Dörfer sind wegen der Zerstörungen von der Außenwelt abgeschnitten. „Auf der einen Seite gibt es einen Erdrutsch auf der Straße, auf der anderen Seite steht die Brücke kurz vor dem Einsturz“, sagte Amatrices Bürgermeister Pirozzi.

Ein Einwohner des Dorfes Arquata sagt dem Sender Rainews24: „Die Menschen sitzen auf dem zentralen Platz fest, viele Häuser sind eingestürzt.“ Immacolata Postiglione vom italienischen Zivilschutz sagt, es gebe „so viele Menschen unter den Trümmern, so viele Vermisste“. Im winzigen Dorf Illica nahe Accumoli sorgt sich Guido Bordo um seine Schwester und seinen Schwager. „Sie sind unter den Trümmern, wir warten auf Bagger, aber sie kommen hier nicht herauf“, sagte der 69-Jährige. „Es gibt kein Lebenszeichen von ihnen, wir haben nur ihre Katzen gehört.“ Immerhin seien die Kinder seiner Schwester aus den Trümmern gezogen worden. „Sie sind im Krankenhaus“, sagte Bordo.

Unter den Toten des Bebens ist auch ein neun Monate altes Baby, dessen Eltern das Unglück überlebten. Zwei vier und sieben Jahre alte Kinder überlebten Berichten zufolge dank der beherzten Reaktion ihrer Großmutter: Sie habe ihre Enkel unter ein Bett gescheucht, als die Erde zu wackeln begann.

Die Unglücksregion ist beliebt bei Touristen. Im Sommer strömen vor allem Bewohner der nur 150 Kilometer entfernten Hauptstadt Rom in die kühlen Bergdörfer, um sich von der Hitze der Großstadt zu erholen. Bekannt ist vor allem Amatrice, Namensgeber der be­liebten Pastasauce „Amatriciana“. Die Ortschaft war voll mit Besuchern, als das Beben die Gegend erschütterte. Die Erdstöße hatten nach unterschiedlichen Angaben eine Stärke von 6,0 oder 6,2.

Erdbeben an sich sind in Italien keine Seltenheit, weil das Land an der Schnittstelle mehrerer tektonischer Platten liegt. Das heutige Beben aber war das schlimmste seit 2009, als im nahe gelegenen L'Aquila in den Abruzzen mehr als 300 Menschen bei einem Beben der Stärke 6,3 starben.

Die Behörden rieten den Menschen im Katastrophengebiet, nicht in die Häuser zurück­zukehren. In Amatrice und Accumoli wurden Schlaflager errichtet. Mehr als 2.000 Men­schen verloren ihre Häuser.

Ministerpräsident Matteo Renzi sagte eine für morgen geplante Reise nach Paris ab, wo er an einem Treffen der europäischen Sozialisten teilnehmen wollte. Papst Franziskus unterbrach seine wöchentliche Generalaudienz und drückte seinen „großen Schmerz“ und seine „Solidarität“ mit allen Betroffenen aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck sprachen den Betroffenen ihre Anteilnahme aus. Merkel zeigte sich in einem Kondolenztelegramm an Renzi betroffen. „Die Bilder der Verwüstungen sind schockierend.“ Bei einem Besuch im estnischen Tallinn sagte Merkel, Deutschland sei bereit, Italien zu helfen.

Das Deutsche Rote Kreuz bot seinen italienischen Kollegen Unterstützung an. „Die Berg­wacht des Deutschen Roten Kreuzes steht bereit, Hilfsmaßnahmen des italienischen Ro­ten Kreuzes zu unterstützen, falls dies gewünscht wird“, erklärte DRK-Präsident Rudolf Seiters. © afp/aerzteblatt.de

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