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Medizin

Zika: Infektion kann nach der Geburt anhalten

Freitag, 26. August 2016

Sao Paulo - Ein Kind, das intrauterin mit dem Zikavirus infiziert wurde, schied das Virus noch zwei Monate nach der Geburt mit dem Speichel und Urin aus, berichten brasilianische Mediziner im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMc1607583).

Die Ärzte am Irmandade da Santa Casa de Misericórdia, einer Klinik in Sao Paulo, hatten nach der Geburt des 3 kg schweren Jungen nicht mit einer Zikavirus-Infektion gerechnet, da der Kopfumfang von 32,5 Zentimeter nur wenig unter dem Normalwert von 33 cm lag. Auch der Liquorbefund und die Untersuchung von Augen und Ohren lieferte keinen Hinweis. 

Erst die kernspintomographischen Aufnahmen zeigten, dass das Gehirn unterentwickelt war und das Kind nur deshalb eine nahezu normale Kopfgröße hatte, weil die Hirn­ventrikel stark erweitert waren. In der subkortikalen Region entdeckten die Radiologen die für Zikavirus-Infektionen typischen Verkalkungen.

Die größte Überraschung war jedoch, dass am 54. Tag nach der Geburt in Blut, Speichel und Urin die RNA des Zikavirus nachgewiesen wurde. Bei einer Kontrolle am Tag 67 war die Konzentration der Virus-RNA im Blut sogar noch angestiegen. Erst bei einer dritten Untersuchung am Tag 216 nach der Geburt, fanden sich keine Hinweise mehr auf eine aktive Virusreplikation. Zu diesem Zeitpunkt waren die IgG-Titer stark angestiegen. Das Immunsystem des Kindes hatte die Infektion offenbar besiegt. 

Die Schwangere berichtete, dass sie in der 26. Schwangerschaftswoche an Fieber, Hautausschlag, Kopfschmerzen, geröteten Konjunktiva und einer Schwellung der Hände und Füße erkrankt war. Danielle Oliveira von der Universität Sao Paulo und Mitarbeiter gehen deshalb davon aus, dass sich die Frau erst im dritten Trimenon infizierte (zuvor war sie vermutlich durch Sexualkontakt von ihrem Mann angesteckt worden, bei dem die Antikörpertests ebenfalls positiv ausfielen).

Der späte Zeitpunkt der Infektion könnte erklären, warum die Folgen für das Kind zunächst nicht nachweisbar waren. Der neurologische Zustand des Kindes verschlechterte sich jedoch in den ersten Lebenwochen, was möglicherweise auf die anhaltende Infektion zurückzuführen war.

Unklar ist derzeit, ob es sich um einen Einzelfall handelt. Der Nachweis in Speichel und Urin deutet jedoch darauf hin, dass das Neugeborene ansteckend sein könnte und deshalb Vorsichtsmaßnahmen beim Personal angezeigt erscheinen. © rme/aerzteblatt.de

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