Vermischtes
Kopfschmerzversorgung von Kindern- und Jugendlichen unzureichend
Montag, 29. August 2016
Berlin – Kopfschmerzen sind bei Kindern und Jugendlichen offenbar weit verbreitet und nicht ausreichend versorgt. Das zeigt die Begleitforschung einer bundesweiten Aktion zur Kopfschmerzprävention bei Kindern und Jugendlichen.
Danach klagen 73,9 Prozent der Siebtklässler über primäre Kopfschmerzen. „Die häufigsten Formen sind die Migräne und der Kopfschmerz vom Spannungstyp. Beinahe 50 Prozent der Betroffenen berichten Symptome der Migräne – dies sind deutlich mehr, als frühere Studien vermuten lassen“, berichtete Hartmut Göbel, Direktor der Schmerzklinik Kiel. Er leitet die wissenschaftliche Begleitforschung der „Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen“. 21 gesetzliche Krankenkassen unterstützen das Projekt bundesweit im Rahmen ihres Präventionsauftrags.
Im Rahmen der Aktion erhalten die siebten Jahrgangstufen kostenfrei Unterrichtsmaterialien zur Kopfschmerzprävention. Außerdem werden Kopfschmerzsymptome und deren Versorgung evaluiert. Die erste repräsentative Auswertung von 1.102 Fragebogen aus der begleitenden wissenschaftlichen Befragung belegt hohe Fallzahlen und eine unzureichende Versorgung der betroffenen Kinder und Jugendlichen.
Danach waren 78,7 Prozent der Kinder mit Spannungskopfschmerzen und 62,1 Prozent der Betroffenen mit migränetypischen Symptomen deswegen bisher nicht beim Arzt. 33,8 Prozent der von Spannungskopfschmerz Betroffenen und 40,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Migräne nehmen Kopfschmerzmittel ohne ärztliche Anweisung.
zum Thema
Deutsches Ärzteblatt print
aerzteblatt.de
Göbel und Karin Frisch vom gemeinnützigen Zentrum für Forschung und Diagnostik bei Implantaten, Entzündungen und Schmerzen (ZIES gGmbH) haben für die Aktion zur Kopfschmerzprävention drei Schulstunden mit allen notwendigen Arbeitsmaterialien entwickelt. „Durch die Unterrichtseinheit, welche die siebten Klassen kostenfrei bestellen können, lernen Schüler, Lehrer und Eltern, wie sie durch Veränderungen im Alltag der Betroffenen Kopfschmerzen wirksam vorbeugen können. Die Schulstunden zeigen die Risiken von unreflektiertem Medikamentengebrauch auf und betonen den Nutzen gezielter Beratung und Vorbeugung“, erläuterte die Lehrerin Frisch das Konzept von „Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen“.
Die Initiatoren wollen damit nicht nur die Gesundheitskompetenz des Einzelnen stärken. Die Situation der Kinder und Jugendlichen lasse sich nur dann nachhaltig verbessern, wenn viele relevante Akteure daran mitwirkten. „Darum beziehen wir mit unserer Aktion ganz bewusst Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern ein und suchen das Gespräch mit Ministerien und Behörden“ betonte Frisch.
„Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen“ wird bisher in den Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen durchgeführt. © hil/aerzteblatt.de

Kopfschmerz bei Kindern

Nachrichten zum Thema


Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.