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Medizin

Positionspapier: Viele Krebstherapien schädigen das Herz

Montag, 29. August 2016

dpa

Madrid – Viele in der Chemotherapie eingesetzte Medikamente sind kardiotoxisch, aber auch die Bestrahlung des Brustkorbs kann langfristig das Herz schädigen. Die European Society of Cardiology fordert deshalb die stärkere Beteiligung von Kardiologen bei der Therapieplanung. Auf dem Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) in Rom wurde hier ein Positionspapier vorgestellt, das im European Heart Journal (2016; doi: 10.1093/eurheartj/ehw211) veröffentlich wurde.

Dass Krebsmedikamente das Herz schädigen können, ist lange bekannt. Anthrazykline beispielsweise können eine Herzinsuffizienz auslösen. Das Risiko steigt mit der Dosis. Bei einer kumulativen Dosis von 400 mg/m2 Doxorubicin erkranken 5 Prozent der Patienten an Herzversagen, bei einer Dosis von 700 mg/m2 sind es bereits 48 Prozent.

Aber auch neuere biologische Krebsmedikamente wie Trastuzumab sind kardiotoxisch. Andere Mittel wie Cisplatin fördern die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit, eine Strahlentherapie kann zu Herzklappenfehlern führen. Viele Thyrosinkinase-Inhibitoren sind arrhythmogen. Unter der Behandlung  mit Angiogenese-Inhibitoren wie Bevaci­zumab kommt es häufig zu einer behandlungsbedürftigen Hypertonie.

Nach Operationen oder längerer Bettlägerigkeit drohen Thrombosen und Lungen­embolien, für die einige Patienten aufgrund ihrer Krebserkrankung besonders anfällig sein können. Weitere Komplikationen sind Schlaganfälle, etwa nach einer Strahlen­therapie des Schädels oder Lungenhochdruck nach einer Stammzelltherapie.

Das Positionspapier von Jose Luis Zamorano von der Universitätsklinik Ramon Y. Cajal, Madrid, und Mitarbeitern zählt viele kardiovaskuläre Komplikationen der Krebstherapien auf.

Für einige gibt es eine einfache Lösung. So konnte die hohe Inzidenz von Herzin­suffizienzen, die bei Brustkrebspatientinnen nach einer Kombination von Anthrazyklinen mit Trastuzumab beobachtet wurden, dadurch gesenkt werden, dass die beiden Medikamente zeitlich getrennt mit einem ausreichenden medikamentenfreien Intervall verabreicht wurden. Die Radiotherapeuten haben gelernt, den Herzmuskel aus dem Strahlenfeld herauszuhalten.

Auch die Patienten können einen Beitrag leisten, dass ihr Herz die Therapie unbe­schadet übersteht. Gesunde Ernährung, der Verzicht auf das Rauchen, regelmäßiger Sport und die Kontrolle des Körpergewichts gehören dazu. Vielfach sind die Zusammen­hänge jedoch komplizierter und nach Ansicht des Positionspapiers sollten Kardiologen stärker als bisher in die Therapieplanung einbezogen werden. Eine kardiologische Untersuchung vor Beginn der Therapie kann nach Einschätzung der ESC helfen, Probleme rechtzeitig zu erkennen.

© rme/aerzteblatt.de

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