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Ärzteschaft

Ärzte dringen auf weltweites Vorgehen gegen Sepsiserkrankungen

Dienstag, 6. September 2016

/dpa

Jena – Ärzte haben vor einem weiteren Anstieg bei Sepsiserkrankungen gewarnt. In den Industrienationen sei die Sepsisrate während der vergangenen Jahre stetig gestiegen, sagte der Vorsitzende der Globalen Sepsis-Allianz, Konrad Reinhart, in Jena. „Inzwischen sterben dort mehr Menschen an einer Sepsis als an Darm- und Brustkrebs zusammen.“

Die Experten fordern weltweit mehr Aufklärung in Hygienefragen, Impfprogramme für Risikopatienten etwa gegen Grippe und Pneumokokken sowie eine bessere Schulung von medizinischem Personal, um eine Sepsis früher erkennen und richtig behandeln zu können. Zudem müssten bis 2020 in allen Ländern Sepsis-Register eingerichtet werden, die Grundlage für ein internationales Register seien.

So könnten die Erkrankungen und Todesfälle besser dokumentiert und der Erfolg einzel­ner Maßnahmen genauer untersucht werden. Ziel sei, die Diagnose und Behandlung von Sepsis deutlich zu verbessern. Eine entsprechende Vorlage will Deutschland mit anderen europäischen Staaten 2017 in die Vollversammlung der Weltgesundheits­organisation WHO einbringen.

Allein in der Bundesrepublik hat die Zahl der Sepsiserkrankungen laut Reinhart in den vergangenen Jahren im Schnitt um 5,7 Prozent zugenommen. Demnach erlitten 2013 – aktuellere Zahlen liegen den Angaben nach nicht vor – etwa 279.500 Menschen hierzu­lande eine Sepsis, fast jeder vierte Patient starb. Der Anstieg wird auch auf die höhere Lebenserwartung zurückgeführt.

In ärmeren Ländern trügen zudem Unterernährung, mangelnde Hygiene und fehlende Impfungen sowie Wissenslücken über die Behandlung der Sepsis zu hohen Todesraten bei. Reinhart: „Sepsis ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen und gehört zu den wenigen Erkrankungen, die gleichermaßen Menschen in Entwicklungsländern und in In­dus­triestaaten heimsuchen.“ Mediziner gehen davon aus, dass für die meisten Todes­fälle bei Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung, Aids oder Malaria eine Sepsis verant­wortlich ist.

Am Donnerstag startet ein weltweiter Kongress von Sepsisexperten – die Vorträge und Diskussionsrunden werden erstmals komplett im Internet übertragen. Laut Reinhart haben sich dazu bisher rund 10.000 Organisationen und Einzelpersonen angemeldet. Jena, wo Reinhart als Seniorprofessor am Universitätsklinikum tätig ist, gilt als Zentrum der Sepsis-Forschung in Deutschland. Dort ist seit 2008 ein vom Bund gefördertes Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum für Sepsis und Sepsis-Folgen angesiedelt. © dpa/aerzteblatt.de

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