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Medizin

Kaiserschnitt erhöht Adipositasrisiko der Kinder

Mittwoch, 7. September 2016

dpa

Boston – Kinder, die per Kaiserschnitt geboren werden, sind im Kindes- und Teen­ageralter häufiger fettleibig. Dies geht aus einer prospektiven Beobachtungsstudie in JAMA Pediatrics (2016; doi: 10.1001/jamapediatrics.2016.23858) hervor. Die Erklärung könnte der fehlende Einfluss der vaginalen Entbindung auf die Darmflora des Kindes sein.

Menschen werden keimfrei geboren. Schon bald nach der Geburt werden Haut und Schleimhäute, insbesondere aber der Darm mit Bakterien und anderen Mikroorga­nismen besiedelt. Frühere Studien haben gezeigt, dass eine Sectio caesarea diese natürliche Entwicklung stört: Der Darm enthält weniger Bifidobakterien und mehr Staphylokokken.

Die Vielfalt der Darmflora ist geringer. Dies könnte, so die Theorie, die Resorption von Nährstoffen aus dem Darm erhöhen. Eine mögliche Folge ist ein späteres Übergewicht oder eine Fettleibigkeit. Dieser Zusammenhang wurde bereits in (mindestens) zehn Studien untersucht, darunter in der LISA-Plus Studie aus Deutschland (J. Pediatr. 2014; 164: 1068-1073).

Eine weitere Bestätigung liefert jetzt eine Auswertung der „Growing Up Today Study“ (GUTS). Es handelt sich um eine große prospektive Studie an 22.068 Kindern von 15.271 Frauen, die im Verlauf der Jahre in Fragebögen Auskunft über zahlreiche Eigenschaften gemacht haben, die als konkurrierende Risikofaktoren infrage kommen. Dazu gehört beispielsweise das Gewicht der Mutter vor der Schwangerschaft oder die Dauer des Stillens nach der Geburt, die in anderen Untersuchungen ebenfalls das Adipositas-Risiko des Kindes beeinflusst haben.

Laut Jorge Chavarro von Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston ist GUTS durch Größe und Umfang am ehesten in der Lage, die Frage nach dem Einfluss der Entbindung auf das Adipositas-Risiko zu beantworten. Die jetzt vorstellten Ergebnisse bestätigen frühere Studien und zwei Meta-Analysen, die einen Anstieg des Adipositas-Risikos um 22 Prozent ermittelt hatten.

Chavarro kommt auf eine Risikorate von 1,30, die nach der Berücksichtigung von anderen möglichen Auslösern auf 1,15 sinkt. Das Risiko wäre demnach etwas geringer als bisher angenommen, aber - wenn das 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,06 bis 1,26 nicht täuscht – real. Es scheint mit der Zeit abzunehmen: Für Kinder im Alter von 9 bis 12 Jahren war das Risiko um 23 Prozent erhöht. In der Altersgruppe zwischen 13 und 18 Jahren ist es noch um 16 Prozent und im Alter von 19 bis 28 Jahren noch um 10 Prozent erhöht. Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich die Mikrobiome im Laufe des Lebens angleichen.

Die Studie liefert weitere Argumente für die Forderung, den Kaiserschnitt nicht allein aufgrund des Wunsches der Schwangeren durchzuführen: Kinder, die ohne medizi­nische Indikation per Kaiserschnitt geboren wurden, hatten ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko auf eine spätere Adipositas. Auch bei Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt hatten, sollte die Indikation im Interesse der weiteren Kinder streng gestellt werden. Die Kinder, die nach einem früheren Kaiserschnitt der Mutter vaginal entbunden wurden, hatten ein um 31 Prozent niedrigeres Adipositasrisiko als Kinder von Frauen mit einem wiederholten Kaiserschnitt. © rme/aerzteblatt.de

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