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Politik

Laumann kündigt Überprüfung von Heilpraktiker­ausbildung an

Donnerstag, 8. September 2016

Osnabrück – Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, hat eine Überprüfung der Heilpraktikerausbildung angekündigt. Zwar lägen Über­prüfung, Erteilung der Erlaubnis und Überwachung der Berufsausübung in der Verant­wor­­­tung der Länder, sagte Laumann der Neuen Osnabrücker Zeitung. Gleichwohl solle nun geprüft werden, „ob der aktuelle Gesetzesrahmen noch den Anforderungen der Zeit entspricht“. Dabei gelte der Grundsatz Gründlichkeit vor Schnelligkeit. „Gegen­seitige Schuldzu­wei­sun­gen und Schnellschüsse helfen da niemandem“, sagte Laumann.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) betonte heute in der Haushaltsde­batte im Bundestag, es gelte den Sachstand genau auszuwerten und zu überprüfen, ob es eventuelle Schutzlücken gebe. „Dann müssen wir sie angehen“, sagte der Minister. Er glaube persönlich aber nicht, „dass man der Patientensicherheit dient, wenn man Be­hand­lungsmethoden ohne jede wissenschaftliche Evidenz gleichsam vorschnell mit dem Gütesiegel eines staatlichen Gesundheitsberufes versieht.“

Die Heilpraktikerausbildung in Deutschland war in die Kritik geraten, nachdem nach einer Behandlung in einem alternativen Krebszentrum am Niederrhein mehrere Patienten ge­stor­ben waren. Der Heilpraktiker Klaus R. hatte sie mit einem nicht als Medikament zu­ge­lassenen Stoff behandelt, die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Als Heilpraktiker war R. allerdings grundsätzlich berechtigt, das Präparat 3-Bromopyruvat zu verwenden. Ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Mittel und den Todesfällen gibt, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft bislang nicht endgültig geklärt.

Laumann äußerte Verständnis, dass sich ein Krebspatient „an jeden noch so kleinen Strohhalm klammert, um zu überleben“. Dieses nutzten „leider einige schwarze Schafe aus“. Er warnte aber davor, Heilpraktiker unter Generalverdacht zu stellen. „Ich höre auch immer wieder, dass Patienten sich bei einem Heilpraktiker gut aufgehoben fühlen, weil er sich Zeit nimmt.“ © afp/may/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #88255
doc.nemo
am Dienstag, 13. September 2016, 14:12

Das dümmste Wort der deutschen Sprache

Eines der dümmsten deutschen Wörter ist „Generalverdacht“. Es dient inzwischen als Joker, der in der öffentliches Diskussion jedes andere Argument aussticht und dabei jeden und alles exkulpiert. Wer angeblich „unter Generalverdacht“ steht, gilt a priori als unschuldig angeklagt. Dabei stehen wir alle ständig unter Generalverdacht: jede Radarfalle stellt jeden gemessenen Autofahrer unter Generalverdacht, jede Blitzampel tut es, jeder Zollbeamte in der Passkontrolle tut es, jede Steuerüberprüfung beruht darauf, jede beliebige Routinekontrolle. Wir alle müssen uns ständig Überprüfungen stellen, wenn sie angemessen und notwendig sind. Da dürfen Heilpraktiker keine Ausnahme sein. Der Gesetzgeber hatte schließlich auch keine Skrupel, alle Ärzte unter generellen Korruptionsverdacht zu stellen.
Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Freitag, 9. September 2016, 12:28

Ich habe es bis zu den Haarspitzen satt!

Wann endlich würde ich vom Patientenbeauftragten der Bundesregierung Karl-Josef Laumann (CDU) auch nur ein einziges Mal den Satz hören: „Ich höre auch immer wieder, dass Patienten sich bei Haus-, Fach-, Spezial- und Klinik-Ärztinnen und Ärzten gut aufgehoben fühlen, weil sie sich Zeit nehmen.“

Aber diesen Satz hat er nur für "einen Heilpraktiker" in peto, der bei wirklich ernsten Erkrankungen gar nichts ausrichten kann und will. Denn wenn es um Herz- und Hirninfarkt, Lungenembolie, Schock, Trauma, Koma, Nieren-, Leber und anderes Organversagen geht, kann es i. d. R. gar nicht schnell genug gehen, dass Patienten als Notfälle dazwischen geschoben werden.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
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