Vermischtes
Kleinkinder regional sehr unterschiedlich gegen Meningokokken geimpft
Donnerstag, 8. September 2016
Berlin – In etlichen Regionen Deutschlands ist die Impfquote von Kleinkindern gegen Meningokokken weiterhin niedrig. Das zeigt eine neue Studie des sogenannten Versorgungsatlasses, einer Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).
Die Wissenschaftler haben für ihre Arbeit pseudonymisierte Abrechnungsdaten aus Arztpraxen der Jahre 2009 bis 2014 ausgewertet. Eingeschlossen in die Studienpopulation wurden alle Kinder, die in den Jahren 2009 bis 2013 geboren wurden und eine U6-Früherkennungsuntersuchung erhielten. Diese Untersuchung erfolgt regelhaft zwischen dem zehnten und zwölften Lebensmonat. Aufgrund der hohen Beteiligung von mehr als 96 Prozent umfasst diese Untersuchung fast alle gesetzlich krankenversicherten Kleinkinder.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat die Impfung gegen Meningokokken C, die bakteriellen Erreger von Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen, 2006 in ihre Empfehlungen aufgenommen. Generell wird sie laut der neuen Studie gut angenommen: Im zweiten Lebensjahr sind bundesweit 80,2 Prozent der Kinder geimpft. „Dies ist sehr erfreulich, da eine Infektion mit Meningokokken C trotz moderner Therapien bei knapp neun Prozent der Patienten auch heute noch tödlich endet“, erklärte Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Leiter des Versorgungsatlas. Gefährdet sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie junge Erwachsene.
Allerdings sind die regionalen Unterschiede beträchtlich: Auf der Ebene der Bundesländer schwankten die Impfquoten des Geburtsjahrgangs 2009 zwischen knapp 70 Prozent in Bayern und 82 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Bei der Untersuchung des Jahrgangs 2013 war dieser Abstand geschrumpft. In Bayern lag die Quote bei rund 75 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um zehn Prozentpunkte darüber.
Auf der Ebene der Landkreise variieren die Impfquoten aber weiterhin deutlich. Die Impfquoten des Jahrgangs 2009 lagen im Kreis Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt bei knapp 95 Prozent, gefolgt von Peine in Niedersachen mit knapp 93 Prozent und Zweibrücken in Rheinland-Pfalz mit 91 Prozent. Am anderen Ende der Quoten-Skala lagen die bayerischen Landkreise Rosenheim mit 39 Prozent, Miesbach mit 37 Prozent und dem bundesweiten Schlusslicht Bad Tölz-Wolfratshausen mit 22 Prozent. Bei der Untersuchung des Geburtsjahrgangs 2013 waren die Quoten in diesen Landkreisen gestiegen – auf 32 Prozent in Bad Tölz-Wolfratshausen, 50 Prozent in Rosenheim und 55 Prozent in Miesbach.
Welche Faktoren für die regionalen Unterschiede verantwortlich sind, können die Wissenschaftler aus ihren Daten nicht ableiten. „Wahrscheinlich spielt eine Vielzahl von Einflussgrößen eine Rolle, angefangen von gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen über besondere historische und regionale Entwicklungen bis hin zur Skepsis gegen Impfungen oder deren genereller Ablehnung“, vermuten die Wissenschaftler des Versorgungsatlas. © hil/aerzteblatt.de

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