Medizin
Einfache und effiziente Physiotherapie hilft gegen Osteoporose
Donnerstag, 8. September 2016
Frankfurt am Main – Wenn Patienten mit manifester Osteoporose lediglich einmal pro Woche ein kurzes, standardisiertes körperliches Training absolvieren, profitieren sie in mehrfacher Hinsicht: Ihre Knochendichte nimmt zu, die Schmerzen werden geringer und die körperliche Funktionstüchtigkeit bessert sich – jeweils signifikant im Vergleich zum Ausgangsstatus.
Ohne Training, das zeigte der Vergleich mit einer Kontrollgruppe, ließ sich dieser Erfolg nicht erzielen. Das ist das Ergebnis einer Studie aus der Abteilung Rheumatologie, Osteologie und Physikalische Medizin der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim, die Dr. med. Dipl.-Biol. Gabriel Dischereit auf dem Deutschen Rheumatologenkongress in Frankfurt vorstellte.
Obwohl Osteoporose-Patienten stets geraten wird, zusätzlich zu Medikamenten und Supplementen auf regelmäßige körperliche Bewegung zu achten, gibt es bislang keine kontrollierten Studien, die diese Empfehlung überprüft haben. Dies war Ausgangspunkt für die Forscher in Bad Nauheim, die Auswirkungen einer osteoporosespezifischen Physiotherapie auf funktionelle Parameter, auf die Knochenmineraldichte (BMD) und den Knochenstoffwechsel zu untersuchen.
Alle in die Studie eingeschlossenen 42 Patienten erhielten Biphosphonate und eine adäquate Kalzium- und Vitamin D-Supplementation. 25 absolvierten außerdem eine osteoporosespezifische Physiotherapie, die übrigen 17 dienten als Kontrollgruppe. Je 7 Patienten aus jeder Gruppe wiesen bereits periphere Frakturen auf, bei 10 Patienten aus der Interventionsgruppe und 2 aus der Kontrollgruppe gab es Hinweise auf verheilte Wirbelfrakturen.
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Das Training beinhaltete eine Aufwärmphase von 20 Minuten Stretching und 15 Minuten moderates Walking. Danach folgten Übungen wie zum Beispiel Aufstehen aus dem Sitz, Einbeinstand oder Gleichgewichtsübungen auf einem Balanceboard. Die Autoren betonen in der soeben erschienenen Publikation der Studie, wie wichtig es ist, die Übungen auf das Alter und die bestehenden Beeinträchtigungen der in der Regel älteren und funktionell bereits eingeschränkten Patienten abzustimmen (Phys Med Rehab Kuror 2016; 26(03): 124-129.)
Outcome-Parameter konnten bei allen Patienten im Verlauf einer Nachbeobachtungszeit von 2 Jahren erhoben werden. Die Gruppen waren hinsichtlich Alter, Gewicht und Körpergröße vergleichbar. Signifikante Verbesserungen in 3 von 6 körperlichen Funktionsparametern für verschiedene Übungen zeigten sich nach 2 Jahren allein in der Übungsgruppe (jeweils p < 0,01). Die mittels Funktionsfragebogen Hannover (FFbH) erhobene Einschätzung in Bezug auf Alltagsaktivitäten fiel für beide Gruppen signifikant besser aus.
Auch die mit Hilfe einer visuellen Analogskala (VAS) geschätzten Schmerzen nahmen erkennbar ab (p < 0,01). Die Knochendichte (gemessen im rechten Femur) hatte nach 2 Jahren im Vergleich zum Ausgangwert ebenfalls deutlich zugenommen (von Baseline 0,81 ± 0,12 g/cm2 auf 0,84 ± 0,10 g/cm2; p < 0,02). Außerdem weist die günstige Entwicklung der biochemischen Marker – der signifikante Anstieg der Osteocalcin-Level und die signifikante Verminderung der CrossLaps – auf eine Verbesserung des Knochenumsatzes hin.
Die Tatsache, dass in der Kontrollgruppe trotz Biphosphonattherapie nicht die gleichen positiven Effekte erzielt werden konnten wie in der Trainingsgruppe, zeigt für die Autoren der Studie, wie bedeutsam mechanische Stimuli für die Formation stärkerer Knochen sind. Vor allem sei es doch eindrucksvoll, so betonte Dischereit im Gespräch, dass ein so kurzes Training, das nur einmal in der Woche absolviert werden müsse, sich bereits in einem derartigen Erfolg niederschlage.
Da die Umsetzung einfach und kostengünstig sei, liege in einer breiteren Anwendung einer solchen standardisierten Physiotherapie das Potenzial, die Krankheitslast der Osteoporose deutlich zu verringern. © mls/aerzteblatt.de

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