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Mit Diabetes im Krankenhaus: EDV-System schlägt Insulindosierung vor

Mittwoch, 14. September 2016

GlucoTab: Diabetesmanagement für Krankenhäuser auf dem Tablet

Berlin – Ein neues System soll Ärzte im Krankenhaus beim Management der Blutzucker­werte von Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes unterstützen. In Österreich wurde das tabletbasierte Programm bereits an mehr als 400 Patienten am Landeskrankenhaus Universitätsklinikum Graz angewandt – mit Erfolg, wie die Fachärztin für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz, Julia Mader, gestern auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der MEDICA Education Conference in Berlin mitteilte.

Rund 2,1 Millionen Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes werden in Deutschland jährlich stationär behandelt. Nicht immer verfügt das Krankenhaus über eine diabetolo­gische Fachabteilung. Ein gut eingestellter Diabetes trägt jedoch wesentlich dazu bei, Komplikationsraten wie Nierenversagen, Infektionen und Wundheilungsstörungen zu senken.

Derzeit ist das CE-zertifizierte System GlucoTab® an drei internistischen und einer chirurgischen Station in Graz im Einsatz, weitere Kliniken sollen es in Kürze testen. In einer Pilotstudie mit etwa 100 Patienten mit Typ-2-Diabetes konnten die Ärzte in Graz den Vorteil des Systems zeigen. „Vor Therapiestart lagen die Blutzuckerwerte bei 190 mg/dl. Unter GlucoTab-basierter Behandlung normalisierten sich die Werte bereits ab dem zweiten Tag und waren im Durchschnitt bei etwa 150 mg/dl über den gesamten stationären Aufenthalt“, fasst Mader die noch nicht publizierten Ergebnisse zusammen. Im Vergleich dazu blieb in einer historischen Kontrollgruppe der Blutzucker während des stationären Aufenthaltes konstant bei 180 mg/dl und die Patienten wurden mit diesen hohen Werten auch entlassen.

„Ohne Diabetologen gehen die meisten Ärzte im Krankenhaus zunächst vorsichtig vor. Sie senken den Blutzuckerwert nur gering, um Unterzuckerungen zu vermeiden“, erklärt Mader die schlechten Blutzuckerwerte. Derartige Systeme könnten die Barriere zur Einleitung einer Insulintherapie durch weniger spezialisierte Nutzer wie beispielsweise in Chirurgie oder Orthopädie oder auch im ambulanten und niedergelassenen Bereich reduzieren, ist sich die Internistin sicher.

In einer 30-minütigen Schulung lernen Stationsärzte, Krankenschwestern und -pfleger, wie sie das System für ihre Arbeitsabläufe nutzen können. Basierend auf dem Gewicht und dem Alter der Patienten wird eine initiale Insulindosis empfohlen, die der Arzt verordnet. Vier Mal am Tag misst das Pflegepersonal die Blutzuckerwerte des Patienten und gibt manuell ein, ob der Patient eine Mahlzeit zu sich nimmt.

Basierend auf diesen Werten berechnet das System die zu verabreichende Insulindosis, die eine Pflegeperson injiziert. Die Basis für den Algorithmus war eine klinische Studie aus den USA, die eine Reduktion von Komplikationen zeigte. Ein anderes Entscheidungs­unterstützungs­system ist bei Kollegen in den USA bereits im Einsatz: Glucommander, das seinen Ursprung auf der Intensivstation hatte. "Ganz können solche Systeme das Fachpersonal natürlich nicht ersetzen, da natürlich für die Zeit nach dem stationären Aufenthalt der Patient entsprechend geschult sein muss", räumt Mader ein.

Deutsche Kliniken noch ohne gekoppelte Diabetes-Systeme
In Deutschland setzen Diabetologen derzeit auf zertifizierte Kliniken. „Klinik für Diabetes­patienten geeignet (DDG)“ lautet der Name des Zertifikats, das die Deutsche  Diabetes Gesellschaft (DDG) eingeführt hat, um die Grundversorgung von Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes in Krankenhäusern zu verbessern. Auch diesen Kliniken ist es bereits gelungen, die Blutzuckerwerte zu verbessern, berichtet der DDG-Experte Erhard Siegel vom St. Josefskrankenhaus Heidelberg.

„CE-zertifizierte Diabetes-Managementsysteme, die an das Krankenhaus­informations­system angebunden sind, setzen deutsche Klinken zurzeit noch nicht ein“, so Siegel. Es gebe aber einzelne Krankenhäuser, die eigene Systeme entwickelt hätten, die aber einen entscheidenden Nachteil hätten: Sie sind nicht an das Krankenhaus­informations­system gekoppelt. Um die Blutzuckerzielwerte der Diabetes-Patienten an Klinken weiter zu verbessern, wären EDV-gestütze Systeme wie in Österreich oder den USA absolut sinnvoll, sagte Siegel dem Deutschen Ärzteblatt mit. © gie/aerzteblatt.de

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