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Medizin

Erstmals Krim-Kongo-Fieber in Spanien

Dienstag, 13. September 2016

Madrid –  Im Umland der Hauptstadt hat sich im August erstmals ein Mensch in Spanien mit dem Krim-Kongo-Fieber-Virus infiziert. Der Mann starb später auf einer Intensiv­station an den Folgen eines hämorrhagischen Fiebers – nachdem er dort eine weitere Person infizierte, der es aber inzwischen besser gehen soll. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hält weitere Erkrankungen für möglich, schätzt das Risiko jedoch insgesamt als sehr gering ein.

Das Krim-Kongo-Fieber gehört wie Ebola zu den hämorrhagischen Viruserkrankungen. Die Letalität ist mit bis zu 30 Prozent zwar geringer, eine Übertragung von Mensch zu Mensch über Blut oder Körperflüssigkeiten ist jedoch möglich. Die Patienten müssen deshalb unter strenger Isolation behandelt werden.

Dies geschah vermutlich auch am Gregorio Marañón Hospital in Madrid, wohin ein 61-jähriger Mann nach der Diagnose überwiesen wurde. Zuvor war er vier Tage auf einer normalen Intensivstation behandelt worden. Dort steckte er eine 50-jährige Person des Pflegepersonals an, die etwa eine Woche später ebenfalls erkrankte, sich aber inzwischen auf dem Weg zur Besserung befinden soll. Die Index-Person ist inzwischen gestorben.

Sie hatte sich vermutlich Mitte August beim Wandern in der Provinz Aliva durch den Stich einer Zecke infiziert (eine importierte Infektion konnte ausgeschlossen werden). Der Erreger, das Krim-Kongo-Fieber-Virus, ist seit einigen Jahren in der Provinz Estremadura endemisch. Es wurde dort erstmals 2010 in der Zecke Hyalomma lusitanicum gefunden und zwischen 2010 und 2013 in 24 von 681 untersuchten Zecken nachgewiesen. Die Gen-Analyse ergab, dass das Virus vermutlich aus Afrika importiert wurde, als Ausbreiter werden Zugvögel vermutet.

Da Hyalomma lusitanicum auch Menschen beißen, wurde früher oder später mit einer Übertragung auf den Menschen gerechnet. Das Infektionsrisiko dürfte insgesamt sehr gering sein. Touristen sollten sich aber an die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Zeckenbissen halten. Dies gilt nicht nur für Reisende nach Spanien.

Das Krim-Kongo-Fieber ist auch in Bulgarien und der Türkei verbreitet. In Bulgarien kommt es jedes Jahr zu vereinzelten Erkrankungen, in der Türkei wurden zwischen 2002 und 2015 insgesamt 9.787 Fälle gemeldet. Importierte Erkrankungen sind möglich. In Deutschland erkrankte 2009 ein Mann, der in der Türkei auf einer Nussbaumplantage gearbeitet hatte. Im selben Jahr wurde ein 22-jähriger US-Soldat in Deutschland behandelt. Er hatte sich im Südosten von Afghanistan infiziert. 

Das türkische Gesundheitsministerium gibt die Case-Fatality-Rate mit 4,8 Prozent an. Eine Impfung gegen das Krim-Kongo-Fieber gibt es nicht. Die Behandlung erfolgt symptomatisch durch Substitution von Thrombozyten, Plasmapräparate und Erythrozyten. Ribavarin soll in der Praxis eine gewisse Wirkung erzielt haben. Eine Bestätigung durch Studien gibt es nicht. Das Virus wurde erstmals in den 1970er Jahren im damaligen Belgisch-Kongo isoliert. Es ist in mehr als 30 Ländern Afrikas, Asiens, Südosteuropas und des Nahen Ostens endemisch. © rme/aerzteblatt.de

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