Medizin
E-Zigaretten helfen Engländern beim Rauchstopp
Mittwoch, 14. September 2016
London – E-Zigaretten, die in England ohne staatliche Einschränkungen verkauft werden dürfen, werden dort von Rauchern immer häufiger für einen Abstinenzversuch eingesetzt, offenbar mit Erfolg. Eine Verlaufsstudie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2016; 354: i4645) schätzt, dass sich im letzten Jahr etwa 18.000 Engländer mit Hilfe der E-Zigaretten das Rauchen abgewöhnt haben.
E-Zigaretten sind unter Public Health-Forschern umstritten. Einerseits enthalten sie das suchtfördernde Nikotin, andererseits sind sie frei von den schädlichen Verbrennungsprodukten der konventionellen Zigaretten. Besonders kontrovers diskutiert wird die Frage diskutiert, ob E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen können.
Zwar sind sie im Prinzip mit den Produkten zur Nikotinersatztherapie vergleichbar, die das Nikotin über Pflaster, Kaugummis oder Lutschtabletten applizieren. Aufgrund der Ähnlichkeit zum Tabakrauchen könnten E-Zigaretten schnell zu einer Ersatzdroge werden, die möglicherweise zusätzlich zur Tabakzigarette konsumiert werden.
In England wird der Verkauf von E-Zigaretten im Gegensatz zu Deutschland kaum reguliert. Gleichzeitig motiviert die Regierung zum Rauchstopp. Der Nationale Gesundheitsdienst bietet seit Jahren eine kostenlose Unterstützung an. Der Stop Smoking Service wird von der Bevölkerung gut aufgenommen. Zwischen 2006 und 2015 haben etwa 8 Millionen Raucher mit ihrem örtlichen Berater einen Termin zum Rauchstopp vereinbart.
Die Raucher können zur Unterstützung ein Rezept für ein Nikotinersatzpräparat aus der Apotheke erhalten. Der Anteil der Abstinenzler, der diese Rezepte erhielt, ist jedoch im Untersuchungszeitraum von 2006 bis 2014 von 8,5 auf 5,6 Prozent zurückgegangen. Die Präparate werden auch deutlich seltener von den Abstinenzwilligen auf eigene Kosten gekauft. Hier kam es zu einem Rückgang von 40,0 auf 20,6 Prozent. Stattdessen ist der Anteil der Abstinenzwilligen, die E-Zigaretten konsumieren, innerhalb weniger Jahre auf 21,3 Prozent gestiegen.
zum Thema
- PDF der Studie im BMJ
- Pressemitteilung des University College London
- Pressemitteilung von Cancer Research UK
- Smoking in England
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aerzteblatt.de
Nach den Berechnungen von Emma Beard vom Health Behaviour Research Centre am University College London, haben die E-Zigaretten den Abstinenzwilligen beim Rauchstopp geholfen. Beard hat hierzu die Daten der „Smoking Toolkit Study“ ausgewertet, die regelmäßig eine repräsentative Stichprobe nach ihrer Bereitschaft zur Abstinenz befragt. Von denen, die rauchfrei geworden sind, hatten zuletzt ein Drittel auch E-Zigaretten eingesetzt.
In einer adjustierten Analyse kommt Beard zu dem Ergebnis, dass jeder Anstieg in der Verwendung von E-Zigaretten um ein Prozent die Erfolgsrate des Rauchstopps um 0,058 Prozent erhöht hat. Das erscheint wenig zu sein, aber hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung könnten es immerhin 18.000 Personen geschafft haben, sich das Rauchen abzugewöhnen. In Großbritannien soll es noch 2,8 Millionen Raucher geben. © rme/aerzteblatt.de

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