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Apotheken verkaufen deutlich mehr medizinisches Cannabis

Donnerstag, 15. September 2016

/dpa

Berlin – Noch vor einer geplanten gesetzlichen Neuregelung erhalten immer mehr Schmerz­patienten medizinisches Cannabis aus der Apotheke. Nachdem im ersten Halb­jahr 2015 noch rund 33,8 Kilogramm verkauft wurden, stieg die Menge in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf fast 61,8 Kilogramm. Das geht aus der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Links­frak­tion hervor. Die Zeitungen der Funke-Mediengruppe hatten zuerst darüber berichtet. Ein Grund für den Anstieg wird von der Regierung nicht genannt.

Cannabis-Produkte sind in Deutschland illegale Suchtmittel. Nach einem Urteil des Bun­desverwaltungsgerichts aus dem Jahr 2005 können Schmerzpatienten, denen andere Therapiemethoden nachweislich nicht helfen, per Einzelfallentscheidung eine Erlaubnis zum Kauf von medizinischem Cannabis erhalten. Die Hürden sind jedoch hoch. Nach jahre­langer Diskussion hat Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) im Mai ein Ge­setz auf den Weg gebracht, das den Verkauf von Cannabis auf Rezept vorsieht. Bevor die Reform wie geplant im kommenden Jahr in Kraft treten kann, muss allerdings noch der Bundestag zustimmen.

Die Linke wirft der Koalition schon jetzt zu langes Zögern vor. Sie verweist darauf, dass die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), bereits im Februar 2015 eine entsprechende Neuregelung angekündigt hatte. Seit damals – auch das geht aus der parlamentarischen Anfrage hervor – starben elf Patienten, bevor über ihren An­trag auf legalen Cannabis-Bezug entschieden wurde. Der drogenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Frank Tempel, beklagte: „Vielleicht wären sie sogar noch am Leben, wenn die Bundesregierung ihnen nicht unnötig hohe bürokratische Hürden auferlegt hätte.“

Im Frühjahr hatten bundesweit 647 Patienten eine Ausnahmeerlaubnis für Cannabis­blü­ten und -extrakte aus der Apotheke. In Zukunft sollen diese Produkte unter staatlicher Kontrolle angebaut werden. Bis dahin will man den Bedarf mit Importen decken. Zu Gröhes Gesetzentwurf soll am kommenden Mittwoch eine Anhörung im Gesundheits­ausschuss des Bundestags stattfinden. © dpa/aerzteblatt.de

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