Politik
Nationales Aktionsbündnis Wiederbelebung soll frühe Laienreanimation stärken
Montag, 19. September 2016
Berlin – Mehr Laienreanimationen und eine höhere Überlebensrate von Menschen, die einen Herzstillstand erleiden, will das „Nationale Aktionsbündnis Wiederbelebung“ erreichen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat es heute zum Beginn der „Woche der Wiederbelebung“ zusammen mit Ärzten, Sportlern und anderen in Berlin vorgestellt.
„Über 50.000 Menschen in Deutschland erleiden pro Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu Hause, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum. Nur jeder zehnte Betroffene überlebt diesen Vorfall“, erläuterte Gröhe. Häufig seien Menschen in der Nähe, die eingreifen könnten. Doch leider trauten sich noch zu wenige Beobachter, in einer solchen Situation zu helfen, so der Minister.
„Wiederbelebung muss auch in Deutschland zur Selbstverständlichkeit werden“, forderte Thea Koch, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Wenn Passanten oder Angehörige im Ernstfall sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen würden, könnten in Deutschland jedes Jahr 10.000 Leben zusätzlich gerettet werden, erläuterte sie.
„Unser Ziel ist es, gemeinsam in Deutschland im Jahr 2020 über 50 Prozent Laienreanimationsquote zu erreichen“, sagte Bernd Böttiger, Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Rats für Wiederbelebung. Er betonte, „Wiederbelebung ist kinderleicht, jeder kann es!“ Es gehe lediglich darum, in der Mitte des Brustkorbs zwischen den Brustwarzen fünf bis maximal sechs Zentimeter tief zu drücken. „Am besten im Rhythmus der Bee Gees: ‚Staying Alive’“, so Böttiger.
Auf eine jetzt startende Informationskampagne zur Laienreanimation wies Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hin. „Nach dem Motto ‚Prüfen – Rufen – Drücken’ kann jeder, unabhängig vom Alter, im Notfall handeln. Entscheidend ist, nicht wegzusehen, sondern aktiv zu werden und zu helfen“, betonte sie.
Auch die ADAC-Luftrettung beteiligt sich an der „Woche der Wiederbelebung“. „In unserem gut ausgebauten Rettungsdienstsystem ist die Überlebenschance von Patienten wesentlich davon abhängig, ob Ersthelfer bereits vor dem Eintreffen des Notarztes mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen haben. Hier gibt es noch ein großes Verbesserungspotenzial, um das wir uns auch als ADAC-Luftrettung kümmern wollen“, sagte Matthias Ruppert, Leiter Medizin bei der ADAC-Luftrettung.
Philippe Etienne, außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Französischen Republik in Deutschland, wies darauf hin, dass in Frankreich künftig bereits Schüler in der Reanimation unterrichtet würden. „Mit dem Start des Schuljahres 2016/2017 erhalten alle Schüler ab 14 Jahren mindestens zwei Stunden Unterricht zum Umgang mit Blutungen, Knochenbrüchen, tiefen Wunden, Verbrennungen, Bewusstlosigkeit und Herzstillstand“, erläuterte Etienne.
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Hinter dem „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ stehen zahlreiche Fachgesellschaften und Hilfsorganisationen, unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung, die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin und der Berufsverband Deutscher Anästhesisten.
Auch zahlreiche Prominente unterstützen die Aktion, so Eckart von Hirschhausen, Gerald Asamoah und die dreifache Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch. © hil/aerzteblatt.de

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