Medizin
Botulinum-Injektion in Kehlkopf soll chronischen Husten lindern
Montag, 19. September 2016
Rochester – Ein Mediziner der Mayo Clinic behandelt einen chronischen neurogenen Husten durch Injektion von Botulinumtoxin in einen Kehlkopfmuskel. Laut einer Fallserie in JAMA Otolaryngology (2016; 142: 881-888) erzielt die Behandlung in jedem zweiten Fall eine Linderung, ohne dass genau geklärt wäre, wie die Wirkung zustande kommt.
Husten ist häufig. In den meisten Fällen gibt es jedoch einen Grund, und mit einer erfolgreich Behandlung (oder auch den Verzicht auf das Rauchen) verschwindet der quälende Hustenreiz. Einige Menschen leiden jedoch ohne erkennbare Ursache unter ständigem Husten. Dieser kann durch Düfte, Parfüme, Staub oder durch eine Änderung der Luftfeuchtigkeit ausgelöst werden (Hypertussis) oder völlig ohne äußere Einwirkung durch Sprechen, Lachen, Singen getriggert werden (Allotussis).
Die Behandlung dieses neurogenen Hustens erfolgt häufig mit trizyklischen Antidepresssiva, Antiepileptika, manchmal auch mit dem Muskelrelaxans Baclofen oder auch mit einem Lidocain-Spray. Auch Protonenpumpeninhibitoren können wirksam sein, wenn ein gastro-ösophagealer Reflux vorliegt.
Wenn auch dies nicht hilft, schlägt Dale Ekbom von der Chronic Couch Clinic der Mayo Clinic in Rochester seinen Patienten die Injektion von Botulinumtoxin in den Kehlkopf vor. Mit einer Nadel sticht der Laryngologe durch das Ligamentum cricothyroideum ins Innere des Kehlkopfes, wo er nacheinander ein Depot des starken Nervengifts in die beiden Stimmbandspanner (Musculus thyroarytaenoideus) spritzt.
Die Behandlung hat Ekbom in den letzten Jahren bei 22 Patienten durchgeführt, darunter 19 Frauen, die insgesamt 31 Injektionen erhielten. Nach 16 der 31 Behandlungen kam es zu einer mindestens 50prozentigen Verbesserung des Hustens, berichtet Ekbom. Schwere Komplikationen seien bisher nicht aufgetreten.
Bei den meisten Patienten kommt es allerdings zu einer Stimmstörung (Dysphonie), was angesichts der Lähmung des Stimmbandspanners nicht verwunderlich ist. Eine weitere Nebenwirkung ist eine Schluckstörung (Dysphagie) für flüssige Nahrungsmittel. Diese Nebenwirkung zeigte (anders als die Dysphonie) an, dass der Husten sich wahrscheinlich bessern wird, berichtet Ekbom.
Warum die Giftinjektion den Hustenreiz lindert, kann Ekbom nicht erklären. Neben der Muskellähmung, die den Stimmbandschluss beim angestrengten Husten verhindert (und damit einen sich selbst verstärkenden Kreislauf aus Hustenreiz, lokaler Irritation und erneutem Hustenreiz unterbindet), könnte das Botulinumtoxin auch eine schmerzlindernde Wirkung erzielen, vermutet der Mediziner. Da seine Erfahrungen allein auf einer Fallserie beruhen und seine Studie keine randomisierte Vergleichsgruppe hatte, lässt sich eine Placebo-Wirkung wohl nicht ganz ausschließen. © rme/aerzteblatt.de

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