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Ausland

UN stellen nach Angriff auf Konvoi Hilfslieferungen in Syrien ein

Dienstag, 20. September 2016

dpa

Genf – Nach dem Angriff auf Lastwagen eines Hilfskonvois der Vereinten Nationen (UN) und des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes in Syrien haben die Vereinten Natio­nen alle Hilfsgütertransporte in dem Bürgerkriegsland gestoppt. Vor einer Ent­schei­dung über die Wiederaufnahme der Unterstützung für Zehntausende Syrer müsse die Sicher­heitslage der UN-Mitarbeiter geprüft werden, erklärte das UN-Büro für Nothilfe­koordi­nie­rung (OCHA) heute in Genf. Russland und Syrien dementierten, den Konvoi angegriffen zu haben.

Bei dem Angriff in dem nordsyrischen Ort Orem al-Kubra am gestrigen Abend waren mehr als 20 Zivilisten getötet worden, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und der Syrisch-Arabische Rote Halbmond gemeinsam erklärten. Sie seien ums Leben gekommen, als sie die Hilfsgüter entladen hätten. Ein großer Teil der Lieferung sei zerstört worden. „Der Angriff nimmt Tausenden Zivilisten dringend benötigte Lebens­mittel und medizinische Hilfe“, hieß es weiter.

Die syrische Armee hatte gestern Abend die brüchige Waffenruhe nach einer Woche für beendet erklärt. Kurz danach flogen Kampfjets in der Provinz Aleppo und in der gleich­na­mi­gen Stadt Dutzende Luftangriffe auf Rebellengebiete, wie die Syrische Beobachtungs­­stelle für Menschenrechte erklärte. Auch bei dem Angriff in Orem al-Kubra handelt es sich demnach um eine Bombardierung aus der Luft.

Regimegegner machten dafür die syrische und russische Luftwaffe verantwortlich. Das Verteidigungsministerium in Moskau wies die Vorwürfe zurück. „Weder die russische noch die syrische Armee haben einen Luftangriff auf den UN-Konvoi bei Aleppo geflogen“, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow. „Wir haben Videoaufzeichnungen geprüft und keine Anzeichen festgestellt, dass die Wagenkolonne von Munition – welcher Art auch immer – getroffen wurde.

Sollte sich herausstellen, dass der gestrige Angriff gezielt erfolgt sei, wäre dies ein Kriegsverbrechen, erklärte OCHA-Chef Stephen O'Brien laut UN-Angaben in New York. Das humanitäre Völkerrecht verbietet Angriffe auf Nothelfer sowie Hilfstransporte.

OCHA-Sprecher Jens Laerke teilte in Genf mit, die UN hätten für den Hilfstransport alle erforderlichen Genehmigungen sowohl der syrischen Regierung als auch der Rebellen gehabt. Deshalb sei man fest davon ausgegangen, dass die Sicherheit des Transports gewährleistet werde. Dass die Lastwagen dann trotzdem bombardiert worden seien, sei „ein schwarzer Tag für alle humanitären Helfer weltweit“.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat den Angriff aufs Schärfste verurteilt. „Wir sind ent­setzt über diesen Luft­angriff, bei dem zahlreiche Zivilisten und Helfer des Roten Halb­mon­des, unserer Schwes­ter­organisation, getötet wurden“, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters. Er forderte alle Konflikt­parteien auf, das humanitäre Völkerrecht zu achten und die Angriffe auf Zivilisten und Helfer unverzüglich einzustellen. „Die Helfer brauchen ei­nen freien und ungehinderten Zugang zu den Menschen in den umkämpften Gebieten“, sagte Seiters.

Mit dem Konvoi sollten nach DRK-Angaben rund 78.000 Menschen in der Region mit Hilfsgütern versorgt werden. Das DRK un­terstütze seit Langem die humanitäre Logistik des nun zerstörten Lager­hau­ses mit finan­ziellen Mitteln des Auswärtigen Amtes. In den vergangenen fünf Jahren sind nach DRK-Angabeb mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes Hilfsgüter im Umfang von mehr als 80 Millionen Euro vom DRK über den Roten Halbmond an die Menschen in Syrien ausgeliefert worden.

© dpa/may/aerzteblatt.de

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