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Politik

Bundestag verbietet „Legal Highs“

Freitag, 23. September 2016

Berlin – Der Deutsche Bundestag hat am Donnerstagabend ein Gesetz beschlossen, das den Erwerb, Besitzes und Handel mit neuen psychoaktiven Stoffen (NPS), sogenannten „Legal Highs", verbietet. Ziel des Gesetzes ist es, die Verbreitung von NPS zu bekämpfen und so ihre Verfügbarkeit als Konsum- und Rauschmittel einzuschränken.

„Mit dem Gesetz schaffen wir die entscheidende Voraussetzung, dass der Wettlauf zwischen dem Auftreten immer neuer sogenannter ‚Legal Highs‘ und ihrem betäubungs­mittelrechtlichen Verbot durchbrochen wird“ sagte Bundesgesundheits­minister Hermann Gröhe (CDU).

Dabei bezieht sich das Verbot erstmals auf ganze Stoffgruppen. Denn das Auftreten und die Verbreitung immer neuer chemischer Varianten bekannter Betäubungsmittel und psychoaktiver Stoffe stellen laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. In der Regel sei bei diesen Stoffen die chemische Struk­tur der dem Betäubungs­mittel­gesetz bereits unterstellten Stoffe gezielt so verändert worden, dass der neue Stoff nicht mehr dessen Verbots- und Strafvorschriften unterliege. Die Wirkung auf die Psyche bleibe jedoch erhalten.

Deshalb enthält das Gesetz in Ergänzung zum einzelstofflichen Ansatz des Betäubungsmittelgesetzes eine Stoffgruppenregelung, um NPS zukünftig rechtlich effektiver begegnen zu können. Die beiden Stoffgruppen von NPS, die dem Verbot unterliegen, sind von 2-Phenethylamin abgeleitete Verbindungen sowie Cannabimi­metika und synthetische Cannabinoide.

Laut BMG machen diese Verbindungen seit 2005 zwei Drittel aller neuen Stoffe aus, die über das europäische Frühwarnsystem gemeldet werden. Insofern bestehe zunächst bei diesen Stoffgruppen ein vordringlicher gesetzgeberischer Handlungsbedarf. Je nach Entwicklung des Marktes könnten in Zukunft weitere Stoffgruppen unter die Regelungen des neuen Gesetzes fallen. © hil/sb/aerzteblatt.de

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Kommentare

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Avatar #112726
woewe
am Mittwoch, 28. September 2016, 18:48

Den Igel überrunden - welch ein Irrtum

Gröhe: „Mit dem Gesetz schaffen wir die entscheidende Voraussetzung, dass der Wettlauf zwischen dem Auftreten immer neuer sogenannter ‚Legal Highs‘ und ihrem betäubungs­mittelrechtlichen Verbot durchbrochen wird“ - welch ein Irrtum.

Hat Herr Gröhe sich einmal für 5 Minuten kundig gemacht, wie viele chemische Verbindungen es geben könnte? Und wie viele davon wie Betäubungsmittel wirken könnten? Hat er sich einmal Gedanken gemacht, wie schnell neue Verbindungen synthetisiert werden können? Dazu gehören weniger Kenntnisse der Chemie, sondern nur ein paar wenige Fakten, die ein Chemiker ihm nennen muss und ein bisschen Mathematik, nämlich der Umgang mit sehr großen Zahlen, so bis kurz hinter dem Unendlichen.

Wenn er wirklich den Wettlauf gewinnen wöllte, müsste er die synthetische Chemie komplett verbieten - ich vermute, der Widerstand dagegen wird dann wirklich heftig, nicht zuletzt auch von der Pharmaindustrie, die ja ganz eng mit der Chemie verwoben ist.

Also ist das Anliegen komplett illusorisch.

Im Gegenteil: Das Verbot von Stoffgruppen regt das Experimentieren mit Verbindungen anderer Stoffgruppen mit bewusstseinsverändernden Wirkungen erst richtig an. Dann auch mit neuen, unbekannten und mitunter tödlichen Wirkungen und Risiken.

Was das Verbot der Originale jetzt schon anrichtet, ist zu sehen: Legal Highs, z.T. mit unbekannten Wirkungen z.T. wesentlich gefährlicher als das Original, Cannabis, 2014: 25 Tote, 2015 noch mehr.

Das ist so als würde Ethanol verboten werden und die Drogenküchen entdeckten gerade Methanol als Legal High ...
Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Mittwoch, 28. September 2016, 10:34

Die Entscheidung im Bundestag ist KEIN weiter so!

Sondern die Reaktion auf eine sachlich korrekte EU-Gerichtsentscheidung, dass eine Einstufung hier als verschreibungspflichtiges Medikament NICHT mehr möglich war, wie das ja mit dem boomenden Cannabis gemacht wurde.
Man kann hier im Ärzteblatt genügend fachliches über legal highs nachlesen, gefährlicher als Cannabis, NICHT dosiskontroliert und kontrollierbar und natürlich wie bei Cannabis immer als völlig harmlos deklariert. Besonders für Kinder.
Also eine wirklich notwendige Maßnahme in einem völlig unkontrollierten Markt mit Todesfällen.
Wohin die von Ihnen und anderen propagierte Toleranzfalle führt, ist wirklich BEISPIELHAFT der (fast-) Todschlag eine 12-Jährigen durch 12-Jährige auf einem Schulhof in der Anwesenheit von 8 (in Worten acht) Lehren als Aufsichtspersonen.
Wer also wie Sie diese Verbotsentscheidung kritisiert, ist für ein "weiter so".
Natürlich ist ein Gesetz wertlos, das nicht angewendet und "überwacht" wird. Dann frage ich allerdings ob 8 Lehrer auf einem Schulhof nicht reichen. Früher genügten 2 Lehrer.
Schon in der Kita erklärt man den besorgten Eltern heute, dass Hauen und Stechen normal ist und nicht gestört werden kann und in der Apothekenumschau vom Februar konnte man lesen, wo die heutige Gefahr lauert: das blonde schüchterne Mädchen muss als rechtsradikal bekämpft werden.

Und hier erwarte ich Ihre Vorschläge, wie das besser werden kann.
Mit Alkohol kann die Gesellschaft der Erwachsenen "leidlich" umgehen, die Abhängigen-Zahlen sinken tendenziell. Die Jugend offensichtlich nicht, machen Sie Vorschläge.
Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Mittwoch, 28. September 2016, 00:26

Ad hominem?

Sehr geehrter Herr Dr. Bayerl, da Sie diesen Begriff selbst so gern verwenden, gehe ich davon aus, dass Sie sich vorher über dessen Bedeutung informiert haben. Sie werfen mir Angriffe auf persönliche Umstände oder Eigenschaften Ihrer Person vor.
https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem
Wenn Sie meine Zeilen aufmerksam lesen würden, würden Sie feststellen, dass meine Polemik (in dieser Hinsicht bekenne ich mich schuldig) nie Ihre Person, sondern immer nur Ihre Handlungen und Ihre Äußerungen zum Ziel hatte, aus meiner Sicht ein kleiner aber wichtiger Unterschied insbesondere unter Berücksichtigung der o.g. Definition. Andererseits fasziniert es mich jedes Mal aufs Neue, mit welcher Leichtigkeit Sie bei diesem Begriff zweierlei Maß anlegen. Gleich in der Überschrift die direkte Ansprache, dazu mit einem abwertenden Adjektiv vor dem Namen („anonymer @Staphylococcus rex“). Oder das von Ihnen in früheren Diskussionen mehrfach verwendete Totschlagargument, dem Gesprächspartner erst den Arztstatus und dann die Satisfaktionsfähigkeit abzusprechen, letztmalig von Ihnen benutzt am 03.09.2016 in Ihrem Kommentar zur Tätigkeit des IPPNW. Mit wenig Aufwand ließe sich diese Liste noch deutlich verlängern.

Nun zu Ihrem Sprachverständnis, zu der Bemerkung, welche diese Diskussion erst entzündete: „ bravo Bundestag, schön dass man noch auf Ärzte hört,“. Wenn der Bundestag wirklich auf die Ärzteschaft hören würde, dann hätte er mitbekommen, dass es zu dieser Thematik erheblichen Diskussionsbedarf gibt. Dass der Bundestag zwar ein konkretes Problem gelöst hat, zugleich aber die grundsätzliche Strategie längst nicht mehr unumstritten ist. Zudem hatten in dieser konkreten Diskussionsrunde bereits zwei Teilnehmer ihre diesbezüglichen Bedenken geäußert.
Wenn Sie, Herr Dr. Bayerl, in dieser Situation ohne konkretisierende Einschränkung im Namen der Ärzteschaft dem Bundestag applaudieren, wie soll man diese Äußerung Interpretieren? Wenn Sie sich mit Ihrer Formulierung über die Äußerungen Ihrer Vorredner hinwegsetzen ohne vorher z.B. Practicus des Arztstatus abzusprechen, dann gibt es mindestens einen Arzt, auf den der Bundestag nicht gehört hat und somit ist die Überschrift Ihres Beitrags einfach nur eine Falschaussage. Wenn Sie wenigstens geschrieben hätten „... schön dass man noch auf EINIGE Ärzte hört“, dann wäre ich zwar immer noch anderer Meinung als Sie, hätte aber unter Berücksichtigung meiner bisherigen Erfahrungen aus früheren Diskussionen mit Ihnen mir den entsprechenden Kommentar gespart. Dann wäre Ihre Formulierung immer noch eine kontroverse Aussage, aber zumindest eine subjektive Wahrheit. Genau auf diesen Unterschied zwischen subjektiver Wahrheit und offener Falschaussage habe ich in meinem ersten Beitrag hingewiesen.

Wir können Ihre Gedanken nicht lesen, deshalb klären Sie uns (all diejenigen, die Sie hier direkt angesprochen haben) bitte auf, was Sie zu Ihrer o.g. Formulierung bewogen hat und wie aus Ihrer Sicht ein „Weiter so“ in der Drogenpolitik („Bravo Bundestag“) zu einer Verbesserung der Situation führen soll.
Avatar #112726
woewe
am Dienstag, 27. September 2016, 11:52

Prohibition ist bei Ihnen ein Kampfbegriff, aha,

Die Mafia war nicht Gott gegeben, sondern wurde DURCH die Prohibition erst stark. So wie später die Drogenkartelle in Kolumbien, Mexiko, ....
"Die Freiheit des Schusswaffenbesitzes" "Bowling for Columbine" und die Rolle der NRA.

Toleranzfalle: "Es geht um wohlbegründbare Verhaltensweisen, die das soziale Zusammenleben in unserer Gesellschaft regeln und prägen und deren Missachtung allen Beteiligten letztlich zum Schaden gereicht." gut ausgedrückt.
Was hat das mit der Schnapsflasche in der elterlichen Hausbar, was hat das mit Drogen jetzt konkret hier zu tun?

Es gibt andere Dinge, die erst ab einem bestimmten Alter erlaubt sind, Führen eines Kfz zB., auch die Vertragsfreiheit ist bei Kinern eingeschränkt, verstehe nicht, was das mit dem Problem der Prohibition, ich bleibe bei diesem Begriff, für Erwachsene zu tun hat.
Avatar #112726
woewe
am Dienstag, 27. September 2016, 11:35

Toleranz- oder Prohibitionsfalle?

"Policy implications..."

Yep, da mischen sich unterschiedliche Praktiken und Tendenzen ineinander: Russland (zuvor UdSSR) fährt eine restriktive Drogenpolitik gegen die illegal erklärten Drogen, in Russland ist der Alkohol (Wodka, Wässer"chen") gesellschaftlich anerkannt, unter einem STO Gram (100g Wodka) geht nichts ab. Außerdem ging es in Russland Anfang der 90er Jahre gesellschaftlich erst einmal massiv bergab, Entwertung der Löhne Arbeitslosigkeit, damit Perspektivlosigkeit, die Grundübel für den Einstieg in den Drogenkonsum (Alkohol eingeschlossen). Gorbatschow hatte versucht, dagegen zu steuern, ob ihm das längerfristig gelungen wäre?

Der Pro-Kopf-Konsum ist in den osteurop. Ländern einschließlich Ex-SU am höchsten, der Pro-Kopf-Konsum an Schwarzgebranntem ist neben Ecuador in den Ex-SU-Ländern am höchsten. Russland steht dabei nicht ganz vorn, aber der Spielraum für restriktive Maßnahmen ist aus dieser Sicht gering.
Bei nach UN-Maßstab illegalen Drogen geht nun Russland restriktiv vor mit entsprechenden Folgen: Krok ist dort als Opiat verbreitet, Lebenserwartung eines Krok-Abhängigen in Russland (Jekaterinenburg) 1 Jahr.

Nein, speziell für Russland fallen mir keine Lösungen ein.

Ansonsten hat mir der letzte Absatz vor "Conclusions" - Mexiko - am besten gefallen:
"alternative regulatory models will be required if drug supply and drug market violence are to be meaningfully reduced."

Zur Toleranzfalle: Ja, da geht es um Kinder und Jugendliche und um Toleranz in der Erziehung, was nur hat das primär mit der Legalisierung von irgendwas für Erwachsene zu tun?

Zahl der Drogentoten: In welchem Bundesland ist seit Jahren nun diese Zahl am höchsten und welche Politik fährt dieses Land gegen Drogen und deren Konsumenten?
Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Dienstag, 27. September 2016, 10:26

@woewe gibt es ein größeres pädagogisches Problem,

als Kindern etwas zu verbieten, was Erwachsenen erlaubt ist?
Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Dienstag, 27. September 2016, 10:19

Wer den Kampfbegriff "Prohibition" benutzt,

auch für Opiate haben wir ja "Prohibition", der sollte als Arzt wenigsten die historischen Zusammenhänge kennen. Assoziiert wird dabei immer nur die Maffia als Gott gegebene Organisation, die man nicht verhindern könne. Vergessen wird dabei, dass die Geldmaffia (Korruption) in USA nach WKI eine katastrophale globale! Wirtschaftskrise ausgelöst hat, in deren Strudel sich auch die ganz sicher übertriebene Alkoholprohibition in Luft aufgelöst hat.
Vergessen wird aber dabei immer die Kehrseite, dass in der Zeit auch die Alkohol-Folgeerkrankungen deutlich zurückgegangen sind. Die Freiheit des Schusswaffenbesitzes beschert diesem kulturellen Vorbildland unserer Antiprohibitionsvertretern ca. 100 Schusstote PRO TAG, jeden Tag also.
Trotzdem ist der Jugendschutz dort besser als bei uns.
Ich will Sie nicht provozieren mit Ländern die auch heute überhaupt kein Alkoholproblem kennen.
Lesen Sie die Toleranzfalle.
Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Dienstag, 27. September 2016, 09:46

Staphylococcus rex genau vermeiden Sie einfach ad hominem

Ihnen mangelt es diesbezüglich ganz massiv an Selbstkritik. Bleiben Sie beim Thema, ein Wertung einer Person steht Ihnen NICHT zu. Dass ich hier einen Alleinvertretungsanspruch geltend mache, ist Ihre eigene Unterstellung, Ihre abweichende Meinung habe ich Ihnen doch ausdrücklich zugestanden. Weshalb wiederholen Sie das auch noch?
Insbesondere eine Abwertung (Stammtisch-Parolen) oder gar Vergleiche mit einem Amerikaner, den Sie offensichtlich persönlich nicht mögen.
Damit sollte es nun endlich gut sein.
Zurück zum Thema:

Wir sind doch Ärzte? Hier haben Sie die aktuelle Meinung eines internationale Fach-Gremiums über den Einfluss von Gesundheitspolitik auf die gesundheitlichen Folgen von Suchtverhalten:
Policy implications of marked reversals of population life expectancy caused by substance use
doi: 10.1186/s12916-016-0590-x
Hier im ÄB-Beitrag geht es zwar um „Legal Highs“ aber die Antwort auf meine Frage an @malledoc steht noch aus. Die mediengesteuerte "Jugend" spielt hier eine besondere Rolle und dafür gibt es eine aktuelles Buch von einem erfahrenen Lehrer, Axel Becker, der auch seit Jahren Kurse über "Gewaltprävention" durchführt: Die Toleranzfalle, lesenswert!
Der Blick über die Grenze lehrt uns zudem, dass das anderswo besser klappt, selbst im Kongo trinkt man weniger Alkohol, ob Sie´s glauben oder nicht. Wenn Kinder auf Schulhöfen mit Rauschgift in Kontakt geraten, ist das nicht durch Legalisierung zu bessern:
Die Toleranz-Falle, es geht bergab bei uns, die Zahl der Drogentote steigt, auch Gewaltanwendung schon bei unter 14-Jährigen, eine neue Entwicklung.
Und noch einmal, das hat nichts mit meiner Person zu tun.
Avatar #112726
woewe
am Dienstag, 27. September 2016, 09:22

Schützt unsere Kinder, stoppt die Prohibition!

Sehr geehrter Herr Dr. Bayerl, "Gerade zu kindlich naiv ist die Vorstellung, dass die Legalisierung zum Rückgang von Drogenkonsum führen könnte. Das Gegenteil ist bekanntlich der Fall."

Zunächst: Vor allem sollten Kinder und Jugendliche vor den schädlichen Auswirkungen eines Drogenkonsums geschützt werden. Was Erwachsene tun, um sich selbst zu schädigen, sollte da nicht hereinspielen: Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, exzessives Betreiben von Hobbies (auch Arbeit, siehe Workaholics), da wird auch keiner zu einer gesünderen Lebensweise gezwungen; aber Prävention und Aufklärung sollten das flankieren. Warum sollte das bei "Drogen" anders gehandhabt werden, anders als bei den Gesellschafts-Drogen Alkohol und Tabak?

Ansonsten bitte um Belege: Wo hat die Legalisierung (speziell von Cannabis in US-Bundesstaaten) zu mehr Schädigung, zu mehr Drogentoten geführt, wo ist dort der Konsum bei Jugendlichen (bei Erwachsenen, s.o.) gestiegen? Wo sind dort mehr Suizide, mehr tödliche Verkehrsunfälle, mehr Todesopfer durch Schmerzmedikamentüberdosierung ... aufgetreten, bitte recherchieren!

Und noch ein paar Lesehinweise für Sie, was über die Bemerkungen der Co-Kommentatoren hinausgeht, aber deren Argumentation unterstützt:

Die Zeit vom 18. April 2014: Weniger Strafen, mehr Verantwortung
Strafe schützt nicht vor Sucht. Die jetzige Drogenpolitik gaukelt das aber vor; ohne wissenschaftliche Basis. Zeit umzudenken und Prävention und Behandlung zu fördern. Interessant die Grafik etwa in der Mitte des Artikels - das Paradoxon der Prohibition

FAZ vom 15.12.2014 Warum die Legalisierung von Drogen unsere Kinder schützt
Schützt unsere Kinder, stoppt die Prohibition!
Es sind nicht Kiffer und Sozialromantiker, die für die Legalisierung von Drogen trommeln. Es sind Richter und Polizisten, die sagen: Wirklich gefährlich ist das Verbot.
Dazu gern auch die Einschätzung der Prohibition durch den BGH-Richter Thomas Fischer.

Etwas wissenschaftlicher in Alternativer Drogen- und Suchtbericht der letzten drei Jahre oder der Beitrag von Suchtmediziner Hans-Günter Meyer-Thompson auf dem 22.Kongress der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin Berlin, 1. November 2013.
Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Dienstag, 27. September 2016, 00:14

Wieder mal die Umgangsformen?

Sehr geehrter Herr Dr. Bayerl, Sie lassen mir keine andere Wahl, als Sie auf einige Defizite Ihrer Argumentation und Ihrer Umgangsformen hinzuweisen.

Zum ersten sind anonym und Pseudonym zwei unterschiedliche Begriffe. Wenn ich hier unter Pseudonym auftrete, dann geschieht dies nicht aus Feigheit, sondern weil ich als angestellter Arzt in einem MVZ dazu gezwungen bin. Als Vertreter eines Exotenfachs bin ich regional durchaus exponiert, und wenn ich hier unter meinem richtigen Namen auftreten würde, dann repräsentiere ich nicht nur meine eigene Meinung sondern auch meine Firma. Dann müsste ich bei strittigen Themen immer darauf achten, ob meine persönliche Meinung Konsequenzen für meinen Arbeitgeber hat. Dies wiederum würde mir eine freie und zeitnahe Meinungsäußerung hier unmöglich machen. Und Pseudonym heißt nicht anonym. Mein Pseudonym ist mehr als nur ein dezenter Hinweis auf mein Fachgebiet. Und die Redaktion des DÄ verfügt sehr wohl über meine dienstliche e-Mail Adresse und wenn ich mit meinen Äußerungen über das Ziel hinaus schieße, dann hätte dies durchaus Konsequenzen. Wie Sie sehen, zeugen Ihre unqualifizierten und herabwürdigenden Äußerungen zu diesem Thema von Ihrer Unkenntnis der Fallstricke des modernen Arbeitsrechts.

Zweitens reklamieren Sie mit Ihrer Bemerkung in der Überschrift „schön dass man noch auf Ärzte hört“ für sich einen Alleinvertretungsanspruch für die Ärzteschaft und den Anspruch auf Meinungsführerschaft in diesem Forum. Allerdings, um für die Ärzteschaft zu sprechen, sollte man schon Vorsitzender oder offizieller Pressesprecher einer Ärztekammer oder eines großen Ärztebundes sein. Alle die wir hier ohne offizielles Mandat auftreten, äußern lediglich die ganz persönliche eigene Meinung. Was die Meinungsführerschaft betrifft, einfach strukturierte und verängstigte Personen könnte man vielleicht mit Stammtischparolen beeindrucken (siehe Beispiel Donald Trump). Für das Fachpublikum braucht es da schon etwas mehr, die Meinungsführerschaft kann man sich hier nur erarbeiten, durch Fachwissen, durch fundierte Analysen, durch den kompetenten Umgang mit Fachliteratur, durch die Fähigkeit bekannte Probleme in einem neuen Licht darzustellen. In meiner persönlichen Wahrnehmung sind da andere Forumsteilnehmer bedeutend weiter als Sie, deshalb sollten Sie sich auch nicht wundern und nicht echauffieren, wenn Ihnen einige Freigeister hier die Gefolgschaft verweigern. Ich hatte nicht vor Sie persönlich anzugreifen, ich wollte Sie nur höflich darauf hinweisen, dass Sie beim Verfassen eines Beitrags darauf achten sollten, was Sie damit bezwecken. Eine persönliche Meinung gehört zu den Grundrechten. Wer aber Meinungsführerschaft und Alleinvertretungsanspruch geltend macht, der muss auch liefern und sich unbequeme Fragen gefallen lassen.

Zur Sache werde ich nicht allzu viel sagen können, da meine Worte ohnehin nicht zu Ihnen durchdringen werden. Ich habe nie dafür plädiert, dass z.B. Cannabis neben dem Vodka frei verkäuflich im Aldi steht und sich die Discounter Rabattschlachten liefern. Aber der illegale Drogenmarkt existiert und wenn man einen Konsumenten von diesem Markt abhalten will, muss es für ihn Vorteile haben. Und da eine (unverzichtbare) staatliche Kontrolle als dickes Minus zu Buche steht, kann dies nur über die Qualität der Droge, über die Rechtssicherheit und auch über den Preis funktionieren. Ich plädiere nicht für die unkontrollierte Freigabe der Drogen, sondern für die Gratwanderung: Soviel Kontrolle und Druck wie möglich, um Neugierige und Frustrierte vom Einstieg abzuhalten, aber gleichzeitig nur soviel Restriktionen, dass es sich nicht lohnt einen illegalen Markt aufzubauen. Der Druck auf die illegale Produktion und den illegalen Großhandel darf natürlich nicht abnehmen. Die aktuelle Situation ist ja gerade Ausdruck des Versagens der bisherigen Maßnahmen in der Drogenpolitik. Wir erleben in einem gesättigten Markt ein aggressives Marketing und die Suche nach neuen Geschäftsfeldern, nicht mehr und nicht weniger ist die Ursache des Auftretens der „Legal Highs“. Und wenn Sie, Herr Dr. Bayerl, in Ihrem eigenen Beitrag von Drogen auf dem Schulhof sprechen, dann bestätigen Sie das Scheitern der bisherigen Politik.
Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Montag, 26. September 2016, 19:02

@malledoc behaupten kann jeder

dann erklären Sie doch mal schlüssig, wie Sie durch Legalisierung den Konsum drosseln wollen.
Die Vorstellung von staphylokokkus , dass man das durch Legalisierung und Preissenkung erreicht, ist ja an Unlogig nicht mehr zu übertreffen.
Avatar #90037
malledoc
am Montag, 26. September 2016, 17:25

Nicht so dünnhäutig

Herr Dr.Bayerl. Ihre Bemerkug zum Practikus ist ja genauso heftig.
Es geht doch nicht um das Cannabis, das wird sowieso konsumiert, oder auch nicht. Das hat das Verbot bloß Probleme geschaffen. Wie Staph rex schon schreibt, fördern die polizeilichen Antidrogenprogramme die Mafia. Bei uns in Europa ist das ja alles noch auf Sparflamme. Schauen Sie mal nach Mittelamerika, in den Norden von Südamerika. Der Antidrogenkrieg hat Elend und Leid gebracht. Eine "vernünftige" Entkriminalisierug in den westlichen Ländern, USA und Europa, hätte vielleicht nicht zu diesen desaströsen Entwicklungen dort geführt.
Natürlich ist das nicht so monokausal wie hier dargestellt.
Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Montag, 26. September 2016, 08:56

anonymer @Staphylococcus rex Sie dürfen ja gerne anderer Meinung sein

aber es fehlt Ihnen nun schon mehrmals das Benehmen anders denkende nicht persönlich anzugreifen. Merken Sie sich das endlich!

Unbestritten ist bei uns der Jugendschutz sowohl für legale wie für illegale Drogen völlig unzureichend. Drogen werden am Schulhof gehandelt.
Legalisierung macht das nicht besser sondern schlechter.
Gerade zu kindlich naiv ist die Vorstellung, dass die Legalisierung zum Rückgang von Drogenkonsum führen könnte. Das Gegenteil ist bekanntlich der Fall.
Cannabis boomt gerade in USA WEGEN der Legalisierung. Wer hier für eine Legalisierung argumentiert muss wenigsten bei der Wahrheit bleiben.
Vielleicht steckt ja auch bei manchen der zynische Wunsch dahinter an den Opfern mitverdienen zu wollen.
Weder Alkohol noch Tabaksteuer wird ja ins Gesundheitssystem gesteckt.
Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Montag, 26. September 2016, 00:35

Prohibition ist ein Konjunkturprogramm für die Mafia

Spätestens seit Machiavelli sollte allgemein bekannt sein, dass man mit guten Absichten allein noch lange keine gute Politik macht. In der o.g. Form kann man das Gesetz nur als Aktionismus (siehe Kommentare meiner Vorredner) bewerten und als Beruhigungspille für die Politiker, die es beschlossen haben.

Das einzige gute Element dieses Gesetzes ist aus meiner Sicht die Fokussierung auf Stoffgruppen, um nicht bei jeder neuen Substanz hilflos dazustehen. In dem Augenblick, wo für den Konsumenten ein legaler Zugang besteht (was nicht gleichbedeutend ist mit freier Verfügbarkeit), kann auf die illegale Produktion und den Großhandel der notwendige Druck ausgeübt werden, der gebraucht wird um den Markt auszutrocknen. Erst wenn illegale Drogen unwirtschaftlich sind, kollabiert dieser Markt. Die jetzige Politik dagegen führt nur durch die Erhöhung des Risikos zu einer Erhöhung der Preise. Dies wiederum führt zu einer Selektion der "Anbieter", die verbleibenden Anbieter haben dann eine noch höhere Gewinnspanne und das wirtschaftliche Potential, durch aggressives Marketing weitere "Marktsegmente" zu erschliessen.

Der zweite Weg, um den Drogensumpf auszutrocknen, führt über die Aufklärung und die Bekämpfung der Ursachen (Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit). Beides kostet Geld, Kraft und viel Hirnschmalz und ist nicht mit ein paar Stammtischparolen zu erledigen. In Bezug auf Drogen mag der Begriff "Legalisierung" mißverständlich erscheinen. Ich würde hier den Begriff "Entkriminalisierung" bevorzugen.

@Dr. Bayerl: Es wäre schön, wenn Sie die Tatsache akzeptieren, dass Sie mit Ihrer Meinung nicht die Haltung der gesamten Ärzteschaft vertreten und dies bei der Wahl der Überschrift Ihrer Beiträge berücksichtigen
Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Sonntag, 25. September 2016, 14:05

bravo Bundestag, schön dass man noch auf Ärzte hört,

wir wollen uns ja nicht in ein Entwicklungsland zurückentwickeln.
@Practicus haben Sie sich nun verschrieben Verminderung statt Zunahme,
oder wollen Sie uns hier anlügen?
Avatar #711626
philipp.kapp75
am Sonntag, 25. September 2016, 06:55

pro Legalisierung

@ Practicus: Da kann ich nur zustimmen und mich ebenfalls für eine Legalisierung aussprechen. Die auf Seiten der Kontrolle eingesparten Gelder und die zu erwartenden Steuereinnahmen können dann viel besser in der Aufklärung wirken und soziale Missstände beheben, die primär für die Drogenmisere verantwortlich sind...
Aber passend zu diesem System ist ja letztlich, dass auch wir Ärzte immer nur den Symptomen hinterherrennen, anstatt präventiv zu wirken.
Avatar #79783
Practicus
am Samstag, 24. September 2016, 22:07

Blödsinniger Aktionismus

ohne jeden Effekt... auch verbotene Stoffe müssen erst mal nachgewiesen sein, bevor jemand deshalb bestraft werden kann. Es kann eigentlich nur bestraft werden, wer behauptet, ein Rauschmittel zu verkaufen, oder seine Substanz genau deklariert. Ob ein "Badesalz" tatsächlich unerlaubte Stoffe enthält, muss weiterhin mühsam und teuer mit Strukturanalysen untersucht und bewiesen werden.
Die eigentliche Lösung bestünde darin, die bestens erforschten und gut bekannten Originalsubstanzen für Erwachsene auf einem regulierten Markt legal verfügbar zu machen.
Als Beispiel kann Alkohol dienen: Hier regulierter Mark, anderswo illegal produziert, gehandelt und konsumiert.
Der größte Schaden entsteht für die Konsmenten illegaler Drogen durch die Illegalität und Verfolgung, nicht durch die Drogen selbst
Und beim Tabak ist belegbar, dass eine weitgehend frei verfügbare Droge ohne Prohibition, allein durch Präventionsmaßnhmen für Jugendliche uninteressant gemacht werden kann.
Und in den USA bestätigen sich die Beobachtungen aus den Niederlanden: Cannabis-Liberalisierung führt zu einer Verminderung des Cannabiskonsums Jugendlicher!
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