Medizin
Impfstoff schützt Affen vor 50 Rhinoviren
Montag, 26. September 2016
Atlanta – Die hohe serologische Vielfalt von Rhinoviren hat lange Zeit die Entwicklung eines klinisch relevanten Impfstoffes verhindert. US-Forscher haben jetzt einen 50-valenten Impfstoff entwickelt, der laut einer Studie in Nature Communications (2016; doi: 10.1038/ncomms12838) Rhesusaffen erfolgreich vor einer Erkrankung schützte.
Die Bedeutung von Rhinoviren wird vielfach unterschätzt. Sie sind keineswegs nur für den unkomplizierten Schnupfen (Rhinitis) verantwortlich. Rhinoviren können ernsthafte Erkrankungen auslösen, auch tödliche Verläufe sind möglich. In einer Studie der Centers for Disease Control and Prevention waren Rhinoviren (mit einem Anteil von 9 Prozent) noch vor Grippeviren (6 Prozent) und Streptokokken (5 Prozent) die häufigste Ursache für Hospitalisierungen wegen Lungenentzündungen (NEJM 2015; 373: 415-27).
Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Rhinoviren ist bereits Ende der 1960er Jahre gelungen. Zur Kommerzialisierung ist es niemals gekommen, weil es nicht nur ein Rhinovirus gibt. Laut Martin Moore von der Emory University School of Medicine in Atlanta wurde bereits bei 83 Viren vom Typ A, bei 32 vom Typ B und bei 55 vom Typ C das Erbgut analysiert. Serologisch gibt es zwischen 150 und 170 Typen. Ein universeller Impfstoff müsste gegen jedes einzelne dieser Viren Antikörper generieren. Dies galt lange als unmöglich.
Technische Fortschritte in der Impfstoffherstellung haben es jedoch ermöglicht, die Zahl der Komponenten zu erhöhen. Die US-Forscher begannen zunächst mit einem 10-valenten Impfstoff, den sie erfolgreich an Mäusen testeten. Die nächste Generation war ein 25-valenter Impfstoff, der ebenfalls bei Mäusen eine breite Antikörperreaktion auslöste. Die jüngste Entwicklung ist ein 50-valenter Impfstoff, der an zwei Rhesus-Affen getestet wurde.
Bei einem Tier wurden danach neutralisierende Antikörper gegen 90 Prozent der Viren erzielt, das andere Tier war gegen 82 Prozent der Rhinoviren immun. Nach einer Auffrischung wurde ein Impfschutz gegen 98 Prozent der Viren erzielt. Die Impfungen wurden jeweils mit Viren durchgeführt, die mit Formalin inaktiviert wurden. Als Adjuvans wurde Aluminiumhydroxid verwendet. Das Volumen der einzelnen intramuskulären Injektionen betrug 1 Milliliter.
Das nächste Projekt der Forscher soll ein Impfstoff gegen alle 83 genetisch bekannten Viren des Typs A sein. Der Typ A ist zusammen mit dem Typ C für die meisten Fälle von Erkältungen verantwortlich, die bei Asthma-Patienten eine Exazerbation triggern. Der klinische Verlauf ist schwerer als nach Infektionen mit dem Typ B. Dem derzeitigen Impfstoff fehlen noch Viren vom Typ C, die erst 2006/7 entdeckt wurden und ebenfalls einen höheren Krankheitswert haben. Ob und wann die Impfstoffe für die klinische Verwendung ausreichend getestet sein werden, ist derzeit nicht absehbar. © rme/aerzteblatt.de

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