Medizin
Clostridium difficile: Zink könnte Darminfektionen begünstigen
Mittwoch, 28. September 2016
Nashville – Die orale Aufnahme von Zink in Dosierungen, wie sie beispielsweise in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, können die Darmflora verändern, was in tierexperimentellen Studien in Nature Medicine (2016; doi: 10.1038/nm.4174) mit einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Darminfektionen mit C. difficile verbunden war.
Zink gehört derzeit zu den beliebten Nahrungsergänzungsmitteln, obwohl ein Zinkmangel in westlichen Ländern (außer vielleicht bei veganer Ernährung) sehr selten ist. Die zahlreichen Funktionen des essenziellen Spurenelements, das Kofaktor in vielen Enzymen ist, überzeugen jedoch viele Verbraucher, die den Werbeaussagen Glauben schenken, wonach Zink ihre Gesundheit fördert, obwohl die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln dies durch Studien nicht belegen müssen.
Aufgrund fehlender klinischer Studien ist wenig über die Nebenwirkungen und Risiken einer Zink-Supplementierung bekannt. Auf eine mögliche Komplikation macht jetzt ein Team um Eric Skaar von der Vanderbilt University in Nashville/Tennessee aufmerksam. Um die Auswirkungen von handelsüblichen Nahrungsergänzungsmitteln zu simulieren, erhöhten die Forscher den Zinkgehalt im Futter der Tiere auf das 12-fache. Dies hatte nach fünf Wochen keine erkennbaren toxischen Auswirkungen auf die Mäuse, doch der Zinkgehalt der Faeces war natürlich deutlich erhöht.
Die Zink-Supplementierung veränderte auch die Zusammensetzung der Darmflora. Das Spurenelement wurde unter anderem von C. difficile aufgenommen, das in kleinerer Konzentration Bestandteil der natürlichen Darmflora bei Mäusen und auch beim Menschen ist und dessen Wachstum durch Zink offenbar beschleunigt wird. Werden Mäuse mit dem Antibiotikum Cefoperazon, einem in der Tierzucht verwendeten Antibiotikum, behandelt, kommt es rasch zu einer Überwucherung und zu einer C. difficile Infektion.
Diese Effekte wurden im Tierversuch durch die Supplementierung des Futters mit Zink deutlich verstärkt. Es kam rascher zu einem Verlust der Barrierefunktion der Darmschleimhaut und die Bakterien wurden vermehrt in der Leber nachgewiesen. Weitere Experimente zeigen, dass Cefoperazon bereits in einer 50-fach niedrigeren Konzentration eine C. difficile Infektion auslöst, wenn das Futter der Tiere größere Mengen Zink enthält.
Eine mögliche Erklärung liefert das Protein Calprotectin. Das Protein hat eine antibiotische Wirkung. Es kann Tiere vor einer Darminfektion schützen. Calprotectin bindet Zink. Bislang gingen die Forscher davon aus, dass die Abgabe von Zink an der antibiotischen Wirkung beteiligt ist. Die Experimente von Skaar deuten eher darauf hin, dass die Bindung von Zink an Calprotectin den Bakterien das Spurenelement entzieht und somit deren Pathogenität vermindert.
Die Studie erklärt, warum eine zu hohe Zinkzufuhr Infektionen mit C. difficile begünstigen könnte. Ob diese Nebenwirkung tatsächlich bei der üblichen Einnahme von Zink-Supplementen beim Menschen relevant ist, belegt sie nicht. Dies könnte nur in klinischen Studien gezeigt werden. Da solche Studien nicht erforderlich sind, um die Nahrungsergänzungsmittel zu vertreiben, werden sie in der Regel nicht durchgeführt, es sei denn öffentliche Institute finanzieren sie. Damit bleibt eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Unbedenklichkeit dieser Supplemente.
Skaar glaubt, dass seine Ergebnisse auch für die Viehzucht von Bedeutung sind. Zink werde dem Futter zugeführt, um das Wachstum der Tiere zu beschleunigen, schreibt der Forscher. Dies könnte zur Folge haben, dass die Tiere anfälliger für C. difficile Infektionen werden. Im schlimmsten Fall würden die Erreger dann an den Menschen weitergereicht. Experimente, die diese Vermutung bestätigen, kann Skaar jedoch nicht vorweisen. © rme/aerzteblatt.de

Kein Zink mehr bei grippalen Infekten?
• Evidence for interventions aimed at preventing and treating the common cold is frequently of poor quality, and results are inconsistent.
• The best evidence for the prevention of the common cold supports physical interventions (e.g., handwashing) and possibly the use of zinc supplements.
• The best evidence for traditional treatments supports the use of acetaminophen and nonsteroidal anti-inflammatory drugs (for pain and fever) and possibly antihistamine–decongestant combinations and intranasal ipratropium. Ibuprofen appears to be superior to acetaminophen for the treatment of fever in children.
• The best evidence for nontraditional treatments of the common cold supports the use of oral zinc supplements in adults and honey at bedtime for cough in children over one year.
CMAJ 2014. DOI:10.1503 /cmaj.121442
- An erster Stelle stehen hygienisches Händewaschen und Zink-Supplementierung
- dann folgen Paracetamol und/oder NSAR
- und Antihistaminika-Kombinationen bzw. nasales Ipratropium
- Ibuprofen sei bei fiebernden Kinder besser
- Zinksupplementierung sei für Erwachsene gesichert
- Honig bei hustenden Kindern ab dem 1. Geburtstag zur Schlafenszeit.
Warum sollten wir das tun, wenn damit Clostridium difficile Darminfektionen durch Zink begünstigt werden?
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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