NewsVermischtesAlterssurvey: Mögliche Trendwende bei den unter 66-Jährigen
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Vermischtes

Alterssurvey: Mögliche Trendwende bei den unter 66-Jährigen

Freitag, 30. September 2016

/ Uschi Dreiucker pixelio.de

Berlin – In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Altersbilder zum Positiven verändert. Problematische Aspekte gibt es dennoch. Der Anteil derer, die vor dem
Ruhestand arbeitslos werden, wächst. Bei der Gesundheit kommen deutlich Altersunterschiede zum Tragen. Das sind nur drei von vielen Aspekten, die der aktuell veröffentlichte Deutsche Alterssurvey (DEAS) zeigt. Dabei handelt es sich um eine Langzeitstudie über Menschen im Alter ab 40 Jahren in Deutschland, die das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) seit 1996 durchführt.

Zwar sind etwa zwei Drittel der Menschen in der zweiten Lebenshälfte der Ansicht, dass das Älterwerden mit körperlichen Verlusten einhergeht. Fast drei Viertel verbinden das eigene Älterwerden aber mit persönlicher Weiterentwicklung. Weniger Ältere verbinden das Älterwerden hingegen mit Verlusten als noch im Jahr 1996. Und der Anteil der­jenigen, die Gewinne mit dem Älterwerden verbinden, ist im gleichen Zeitraum noch gestiegen.

Im Rahmen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) wurden zwischen 1996 und 2014 fünf Erhebungen
durchgeführt:

  • Befragt werden Personen ab ihrem 40. Lebensjahr.
  • Bisher haben 20.715 Personen an der Befragung teilgenommen.
  • 33.410 mündliche Interviews, 6.623 Personen wurden mindestens zweimal befragt.  
  • rückläufige Teilnahmebereitschaft: Die Teilnahmequote bei der Erstbefragung liegt zwischen 50,3 Prozent (1996) und 27,1 Prozent (2014).

Im hohen Alter immer fitter
Mit dem Schwerpunkt Gesundheit beschäftigen sich gleich vier Kapitel. Die Autoren haben die Fragen beantwortet: „Altern 40- bis 85-Jährige heute gesünder?“, „Was tun wir für unsere Gesundheit?“ und „Heißt krank sein auch sich krank zu fühlen?“

Das Ergebnis: Trotz Mehrfacher­krankungen berichten fast 70 Prozent der 40- bis 85-Jährigen im Jahr 2014 von einer guten funktionalen Gesund­heit. Selbst Personen mit fünf und mehr Erkrankungen geben zu fast 40 Prozent dieses positive Fazit.

Insgesamt berichteten auch Menschen im Alter von 66 bis 83 Jahren 2014 häufiger von einer guten funktionalen Gesundheit als noch im Jahr 2008. In dieser Altergruppe stieg die subjektiv gute Gesundheitseinschätzung um 12 Prozentpunkte seit 1996. Ein Trend, der bei den jüngeren unter 66-Jährigen nicht zu sehen war. Hier nimmt der Anteil an Personen mit schlechter Gesundheit zwischen 2008 und 2014 zu.

Ursachenforschung
Dieses Ergebnis entspreche nicht dem, was aufgrund des kontinuierlichen medizi­nischen Fortschritts zu erwarten gewesen wäre, schreiben die Autoren in ihrem Fazit. Zwar sei die Gesundheit nicht unter das Niveau von 1996 gesunken. Trotzdem ordnen sie diesen Trend als ein Alarmsignal ein. Denn auch die Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die auf einer repräsentativen Stichprobe der Gesamtbevölkerung basieren, kamen schon zu einem ähnlichen Schluss.

Auch eine französische Studie zeigte die zunehmende funktionale Einschränkung im mittleren Alter, nicht aber im höheren Alter. Eine mögliche Erklärung dafür könnte der steigende Anteil der vor allem weiblichen Raucherinen im Jahr 2014 verglichen mit 2008 sein, begründen die Autoren. Dass vermehrt über Krankheiten berichtet wird, könnte aber auch ein Indiz für ein höheres Wissen und häufigere Vorsorgeuntersuchungen sein. Hinzukommt die Abschaffung der Praxisgebühr im Jahr 2013. Dadurch kam es vermutlich wieder zu mehr Arztbesuchen und Diagnosen, vor allem bei den Geringverdienern.

Der schlechtere Gesundheitszustand, insbesondere im mittleren Alter, wirkte sich aber nicht unbedingt negativ auf die soziale Teilhabe aus. Das Engagement älterer Erwachsener hat weiterhin zugenommen, sie waren auch sportlich aktiver. Fast 30 Prozent der 70- bis 85-Jährigen gaben an, sich mehrmals die Woche sportlich zu betätigen. Hochgebildete allerdings doppelt so häufig wie Niedriggebildete.

Der EInfluss von Bildungsunterschieden nimmt weiter zu
Bildung wirkt sich nach wie vor deutlich auf den Gesundheitsstatus aus. Niedriggebildete berichteten häufiger über mehrere Krankheiten als Personen mit mittlerem oder hohem Bildungsniveau. Auch die Lungenfunktion von Personen mit höherer Bildung ist besser als die von Personen mit niedrigerer Bildung.

Als besorgniserregend beschreibt der Survey, dass sich die unter 66-Jährigen mit mittlerer Bildung in ihrer funktionalen Gesundheit eher denen mit niedriger Bildung angenähert hätten, als denen mit hoher Bildung. Die Lücke zwischen Hochgebildeten und anderen Bildungsgruppen wird somit immer größer. Jene mit einer niedrigeren Bildung äußerten auch öfter eine geringere Lebensunzufriedenheit und leichte depressive Symptome.

Entgegen des Vorurteils sind Ältere nicht häufiger von Einsamkeitsgefühlen betroffen als Menschen im mittleren Lebensalter. Während sich etwa jede zehnte Person im Alter von 40 bis 69 Jahren einsam fühlt, sind es bei den 70- bis 85-Jährigen nur sieben Prozent. Vielmehr als das Alter scheint die soziale Eingebundenheit für Einsamkeitsgefühle verantwortlich zu sein: Menschen, die wenige Personen haben, die sie um Rat oder Trost fragen könnten, berichten häufiger von Einsamkeit als Menschen, die auf eine größere Anzahl von unterstützenden Beziehungen bauen können.

Die Ergebnisse des DEAS werden am 5. Oktober 2016 im Rahmen einer gemeinsamen Tagung des DZA und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in Berlin vorgestellt. Zum Internationalen Tag der älteren Menschen am 1. Oktober forderte die BAGSO schon vorab in einer Stellungnahme, die Ausarbeitung einer UN-Konvention zum Schutz der Rechte älterer Menschen zu prüfen. © gie/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
LNS
LNS LNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Aktuelle Kommentare

    Archiv

    NEWSLETTER