Medizin
Zikavirus: Direkte Übertragung ohne sexuellen Kontakt
Freitag, 30. September 2016
Salt Lake City – Im US-Staat Utah hat sich der Besucher einer Klinik bei einem Patienten mit fulminantem Verlauf der Erkrankung mit dem Zika-Virus infiziert. Der im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMc1610613) vorgestellte Casus ist die erste bekannte Übertragung durch nicht sexuellen Körperkontakt.
Zika-Infektionen verlaufen meistens milde, und obwohl Viren in Körpersekreten nachgewiesen wurden, ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch selten – mit der Ausnahme einer sexuellen Übertragung. Die Infektion, über die Sankar Swaminathan von der Universität Salt Lake City berichtet, ist ungewöhnlich.
Der Index-Patient war ein 73 Jahre alter Mann, der an einer ungewöhnlich schweren Form des Zika-Fiebers erkrankt war und am vierten Tag des Krankenhausaufenthaltes daran starb. Er war möglicherweise aufgrund seines Alters und der Behandlung eines Prostatakarzinoms (Radiotherapie, Hormontherapie) in seiner Abwehr geschwächt. Spätere Untersuchungen ergaben, dass die Viruskonzentration im Blut in den letzten Tagen sehr hoch gewesen sein muss.
Vor seinem Tod hatte er Besuch von einer Person erhalten, die sich sieben Tage später mit Symptomen einer Zika-Infektion wieder in der Klinik meldete. Labortests bestätigten den Verdacht. Da die Person kein Endemieland besucht hatte, in Utah keine autochthone Verbreitung des Virus bekannt ist und ein sexueller Kontakt ausgeschlossen werden konnte, muss die Infektion über Körpersekrete des sterbenden Patienten erfolgt sein.
Die Person berichtete, dass sie bei einem Besuch eine Krankenschwester bei der Umlagerung des Patienten geholfen habe, ohne dabei Handschuhe getragen zu haben. Außerdem habe er einmal die Tränen des Patienten abgewischt – ebenfalls ohne Handschuhe.
Dies könnte aufgrund der hohen Viruslast des Index-Patienten ausgereicht haben, sich mit dem Zikavirus zu infizieren, vermutet Swaminathan. Die fehlenden Schutzmaßnahmen könnten das Eindringen der Viren über Haut- oder Schleimhaut gefördert haben, mutmaßt der Mediziner. Vom Personal, das sich möglicherweise besser schützte, ist niemand erkrankt.
Für das Zikavirus ist es die erste derartige Übertragung. Für das Denguevirus, ein verwandtes Flavivirus, wurde vor einigen Jahren ein ähnlicher Fall berichtet. Dengueviren sind auch durch Nadelstiche oder postpartal von Mutter auf das Kind übertragen worden. © rme/aerzteblatt.de

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