Medizin
Weshalb Immuntherapien gegen Krebs manchmal nur zeitweise wirken
Montag, 10. Oktober 2016
Berlin – Die Immuntherapie gegen Krebs ist eine neue vielversprechende Therapieform. Eine Form ist die T-Zellrezeptor-Gentherapie. Hierbei werden T-Lymphozyten aus dem Blut entnommen, spezifisch gegen die Krebszellen ausgerichtet und zurück in die Blutbahn der Erkrankten gegeben. Dort finden und zerstören die T-Zellen den Tumor.
Bei bestimmten Krebsarten war dieses Verfahren in klinischen Studien erfolgreich. Bei vielen Patienten treten jedoch nach der Therapie erneut Tumoren auf. Ein Forschungsteam vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin berichtet im Journal of Experimental Medicine, weshalb manche Tumoren wiederkehren (2016; doi: 10.1084/jem.20160636).
Bei Krebs sind manche Zellproteine durch Mutation krankhaft verändert. Eine Folge ist, dass die Zellen auf ihrer Oberfläche sogenannte Neo-Epitope präsentieren. Für eine erfolgreiche T-Zellrezeptor-Gentherapie gilt es, T-Zellen mit Hilfe eines passenden Neo-Epitops zu trainieren. Hierfür werden T-Zellen auf ein passendes Neo-Epitop angesetzt und so geschärft, dass diese den Tumor erkennen und zerstören können.
Die Forscher trainierten im Experiment zwei verschiedene T-Zell-Arten, die je eines von zwei Tumor-charakteristischen Epitopen erkannten. Eine der T-Zell-Arten zerstörte die Tumoren im Mausmodell dauerhaft. Nach der Behandlung mit der anderen T-Zell-Art kam es nach anfänglicher Tumorrückbildung zu einem Rückfall.
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Die Forscher stellten fest, dass in dem wiederaufgetretenen Tumor das Epitop nicht mehr in ausreichender Menge an der Zelloberfläche präsentiert wurde. Grund dafür war das Versagen eines Enzyms namens ERAAP in den Krebszellen. Dieses Enzymversagen konnten die Wissenschaftler ebenfalls erklären: ERAAP wird erst richtig aktiv, wenn die Zelle durch das Signalmolekül Interferon-Gamma stimuliert wird. Die Tumorzellen waren gegenüber Interferon-Gamma allerdings unempfindlich. Das Enzym ERAAP wurde folglich nicht oder vermindert aktiv, die Neo-Epitope wurden auf der Oberfläche nicht mehr exprimiert – und die Tumorzellen folglich vom Immunsystem nicht mehr erkannt.
„Epitope, die keine Bearbeitung durch das Enzym ERAAP benötigen, sind daher vermutlich eine bessere Wahl für die Immuntherapie“, folgert die Erstautorin der Studie, Ana Textor. © hil/aerzteblatt.de

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