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Politik

Fast alle größeren Krankenkassen an Diagnose­manipulationen beteiligt

Mittwoch, 12. Oktober 2016

/dpa

Düsseldorf – Die mutmaßlichen Diagnosemanipulationen bei der Einstufung von Krank­hei­ten haben einem Bericht zufolge ein größeres Ausmaß als bisher bekannt. Wie das Handelsblatt heute berichtete, sollen nicht nur Ortskrankenkassen und die Techniker Krankenkasse durch Beratung oder Verträge mit Ärzten Einfluss auf deren Diagnosever­halten genommen haben, sondern auch DAK Gesundheit, Barmer GEK, KKH sowie eine größere Zahl von Betriebs- und Innungskrankenkassen.

Die Einflussnahme erfolgte dem Bericht zufolge vor allem über sogenannte Betreuungs­strukturverträge, die von den genannten Kassen mit Ärzten abgeschlossen worden sei­en. Formal gehe es dabei um eine bessere Betreuung der Versicherten. Allerdings wür­den Ärzte Extrahonorare dann erhalten, wenn der Arzt in seinem Computer die Krank­heit im Sinne der Kasse kodiere.

Der in Sachsen und Thüringen tätigen Kasse AOK Plus sei es auf dies Weise gelungen, Mehreinnahmen allein bei Herz-Kreislauferkrankungen von bis zu 72,4 Millionen Euro pro Jahr zu erzielen, bei psychischen Erkrankungen von bis zu 110 Millionen Euro, hieß es im Handelsblatt. Die Zeitung berief sich auf eine kürzlich veröffentlichte Doktorarbeit einer lei­tenden Mitarbeiterin der AOK Bayern.

Betrugsvorwürfe entfachen Streit um Kassenfinanzen

Berlin – Nach den Betrugsvorwürfen des Vorstandsvorsitzenden der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, streiten Krankenkassen und Ärzte um die Geldströme in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Bereits gestern hatte die Bundesärztekammer (BÄK) mehr Transparenz gefordert. „Der Gesetzgeber sollte nicht lange zögern und Konsequenzen ziehen. Was wir hier erleben, ist Betrug unter Kranken­kassen“, kritisierte BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery.

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, betonte, Ärzte sähen sich häufiger von Krankenkassen unter Druck gesetzt, bestimmte Codierungen häufiger vorzunehmen. Er stellte aber auch klar, dass Ärzte nach medizi­ni­schen Aspekten codieren. Verträge, die von Kranken­kas­sen aufgesetzt würden, die an­de­re Zielsetzungen verfolgten, müssten auf den Tisch, sagte er. © afp/aerzteblatt.de

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