Ausland
Tuberkulose: Zahl der Fälle geht leicht zurück
Freitag, 14. Oktober 2016
Washington – Die Tuberkulose ist weltweit langsam auf dem Rückzug. Doch das Gesamtausmaß der Epidemie ist wegen verbesserter Erhebungen größer als bislang gedacht. Das sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen Tuberkulose-Reports 2016, den die Weltgesundheitsorganisation WHO heute in Washington vorstellte. Daten aus 202 Ländern und Regionen liegen ihm zugrunde.
Etwa 10,4 Millionen Menschen erkrankten 2015 demnach weltweit an Tuberkulose. 2014 hatte die WHO die Gesamtzahl noch auf 9,6 Millionen geschätzt. Vor allem in Indien waren jedoch nicht alle Fälle erhoben und gemeldet worden.
Indien, aber auch Indonesien, China, Nigeria, Pakistan und Südafrika machten 2015 dann auch insgesamt 60 Prozent aller Neuerkrankungen aus. „Der weltweite Fortschritt hängt vor allem von der Weiterentwicklung der Behandlung und Vorsorge der Tuberkulose in diesen Ländern ab“, schreibt die WHO.
Mehr als die Hälfte der neuen TB-Fälle betrafen Männer (5,9 Millionen), ein Drittel Frauen (3,5 Millionen) und ein Zehntel Kinder (1 Million). Rund 1,2 Millionen Neuerkrankte waren zugleich HIV-positiv, das Gros von ihnen aus Afrika.
Die WHO schätzt, dass fast 600.000 der Erkrankten Resistenzen gegen den gängigen Antibiotika-Mix entwickelt haben, mit dem die durch Mykobakterien hervorgerufene Tuberkulose normalerweise therapiert wird. Deshalb müssen in diesen Fällen – fast die Hälfte von ihnen stammt aus Indien, China und der Russischen Föderation – Notfall-Antibiotika zum Einsatz kommen.
Die Erkrankungsrate sank dem Report zufolge von 2014 auf 2015 um 1,5 Prozent. Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu verwirklichen, müsse bis 2020 jedoch ein Rückgang von 4 bis 5 Prozent pro Jahr erreicht werden, hieß es. Diese Ziele sehen vor, bis 2030 die Zahl der Todesfälle durch TB um 90 Prozent, die der Neuerkrankungen um 80 Prozent im Vergleich zu 2015 zu reduzieren.
2015 starben schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen an TB, 400.000 weitere TB-Tote waren auch HIV-infiziert. Obwohl die Zahl der Todesopfer seit der Jahrtausendwende um 22 Prozent zurückging, zählt die Infektionskrankheit immer noch zu den zehn häufigsten Todesursachen auf der Welt.
Die Stiftung Weltbevölkerung forderte angesichts der neuen Zahlen mehr Geld für Tuberkulosebekämpfung. Die meisten Todesfälle wären vermeidbar, wenn mehr in die Entwicklung von Impfstoffen, neue Diagnosetechniken und Medikamente investiert würde, sagte die Geschäftsführerin der Stiftung, Renate Bähr, heute in Hannover. „Deutschland sollte zu seiner internationalen Verantwortung stehen und deutlich mehr Mittel für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten und die Stärkung von Gesundheitssystemen in Entwicklungsländern bereitstellen.“
Dem Report der WHO zufolge wären in diesem Jahr 8,3 Milliarden US-Dollar für eine ausreichende Finanzierung der Tuberkulosebekämpfung nötig. Derzeit ständen jedoch 1,7 Milliarden Dollar weniger zur Verfügung. © dpa/kna/aerzteblatt.de

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