Vermischtes
Mehr als 200.000 Jugendliche in Deutschland pflegen Angehörige
Dienstag, 18. Oktober 2016
Berlin – Fünf Prozent der Jugendlichen in Deutschland pflegen Angehörige. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Demnach sind rund 230.000 der 12- bis 17-Jährigen bedeutend in die Versorgung Angehöriger eingebunden.
„Wir sind als Gesellschaft gefordert, unsere Sinne für die Belange junger Pflegender zu schärfen“, erklärte ZQP-Vorstandsvorsitzender Ralf Suhr. Denn obwohl sie oft mit besonderen Problemen konfrontiert seien, finde ihre Situation in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Auch in den Schulen sei das Thema oft nicht auf dem Radar. „Es fehlt an gezielten Informations- und Unterstützungsangeboten für junge Pflegende“, so Suhr.
Der Studie zufolge ist der Umfang der Hilfe, die pflegende Jugendliche leisten, beträchtlich. Die überwiegende Mehrheit von ihnen (90 Prozent) hilft mehrmals in der Woche, ein Drittel (33 Prozent) sogar täglich. Sie übernehmen vielfältige Aufgaben: Zumeist gehen sie den Pflegebedürftigen bei Einkäufen zur Hand (58 Prozent) oder begleiten bei der Freizeitgestaltung (50 Prozent).
Viele von ihnen helfen ihren Angehörigen beim Zubereiten der Mahlzeiten (34 Prozent), beim Aufstehen und Gehen (33 Prozent) oder bei der Nahrungsaufnahme (27 Prozent). Bei der Einnahme von Medikamenten oder bei der Körperpflege unterstützen 16 beziehungsweise sieben Prozent.
„Es spricht erst mal nichts dagegen, junge Menschen in eine familiäre Pflegesituation einzubeziehen“, verwies Suhr. Aber die Aufgaben müssten altersangemessen sein. „Dominiert die Pflege den Alltag der Kinder und Jugendlichen, drohen emotionale, soziale und schulische Probleme“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
So gaben 51 Prozent der Befragten an, durch die Situation belastet zu sein. Negativ empfinden sie den Mangel an Freizeit (12 Prozent), die körperliche Anstrengung (10 Prozent) oder niemanden zum Reden zu haben (9 Prozent). „Langfristig könne all das chronische Erkrankungen und Nachteile in Bezug auf Bildung und Ausbildung zur Folge haben“, erklärte Suhr. Positiv eingeschätzt wird hingegen von fast allen Befragten dieser Gruppe (93 Prozent), dass sie helfen können. Sehr viele finden es außerdem gut, dass die Familie durch die Pflegesituation stärker zusammenhält (74 Prozent). © hil/sb/aerzteblatt.de

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