Ärzteschaft
Bayern: Ärztekammer hofft auf Trendwende bei Hausärztemangel
Montag, 17. Oktober 2016
München – Die Zahl der Hausärzte in Bayern ist im vergangenen Jahr weiter gesunken. Insgesamt waren bei der Bayerischen Landesärztekammer zuletzt 5.901 Fachärzte für Allgemeinmedizin und praktische Ärzte gemeldet. Das bedeutet innerhalb der vergangenen fünf Jahre einen Rückgang um 8,5 Prozent, berichtete der Präsident der Landesärztekammer, Max Kaplan, in München im Vorfeld des Bayerischen Ärztetags, der am Freitag in Schweinfurt beginnt. Die Kammer hofft dennoch auf eine Trendwende bei den Hausärzten.
„Bayern ist gut mit Haus- und Fachärzten versorgt“, erklärte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Allerdings gebe es ein Verteilungsproblem: In städtischen Ballungsregionen seien oft mehr Ärzte niedergelassen als benötigt, in ländlichen Regionen bestehe dagegen mancherorts Verbesserungsbedarf. Deshalb habe das Ministerium ein Förderprogramm aufgelegt. „So konnten wir bayernweit bereits 285 neue Arztpraxen im ländlichen Raum fördern“, sagte Huml.
Nach Angaben Kaplans legten im vergangenen Jahr etwa rund ein Zehntel mehr Nachwuchsmediziner eine Prüfung zum Facharzt für Allgemeinmedizin ab als ein Jahr zuvor. Auch sei in den vergangenen Jahren die Zahl der Ärzte gestiegen, die in der entsprechenden Weiterbildung sind. Weil diese Ausbildung fünf Jahre dauert, seien Erfolge, die sich auch in der Statistik niederschlagen, aber nur schrittweise zu erwarten. Es bleibe daher weiter Aufgabe der Politik und der Berufsverbände, „junge Menschen für den Arztberuf und die Patientenversorgung zu begeistern“, sagte Kaplan.
Insgesamt ist die Zahl der Ärzte in Bayern weiter gestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Zuletzt waren bei der Landesärztekammer circa zwei Prozent mehr berufstätige Mediziner gemeldet als ein Jahr zuvor, ihre Gesamtzahl lag bei 61.387. Allerdings arbeite ein immer größerer Teil davon als angestellte Ärzte und in Teilzeit, so Kaplan. Außerdem steige der Versorgungsbedarf. Deshalb sei die Warnung der Kammer vor einem Ärztemangel nicht nur bei den Hausärzten weiter richtig, sondern über alle Fachrichtungen hinweg.
Die Delegierten des Ärztetages wollen einen Schwerpunkt ihrer Diskussionen auch auf die Frage legen, wie Mediziner künftig mit anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten sollen. Das neue Berufsbild des „Physician Assistant“, der Tätigkeiten übernimmt, die bislang von Ärzten erbracht werden, könne eine Chance sein, sagte Kaplan. Allerdings müsse es darum gehen, dass Kernaufgaben, die Ärzte erfüllten, nicht auf weniger qualifizierte Berufe übertragen werden, warnte er.
Die Bayerische Landesärztekammer unterstützt dabei auch Pläne des Bundesgesundheitsministeriums, etwa den Handlungsspielraum von Physiotherapeuten auszuweiten. Es sei eine gute Idee, wenn Ärzte mit einem sogenannten „Blankorezept“ festlegen, dass ein Patient die Hilfe eines Physiotherapeuten braucht, der dann selbst entscheidet, wie die Behandlungen im Einzelnen aussehen soll, sagte Kaplan. Es dürfe aber nicht geschehen, dass Physiotherapeuten selbst Diagnosen stellen, betonte der Ärztepräsident. © dpa/aerzteblatt.de

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