Medizin
Medizinisch assistierte Reproduktion: Frauen über 40 profitieren
Dienstag, 18. Oktober 2016
Adelaide – Frauen über 40 tragen aufgrund ihres Alters ein erhöhtes Risiko, dass ihr Kind mit einem Geburtsschaden zur Welt kommt – vor allem, wenn sie sich für eine medizinisch assistierte Reproduktion entscheiden. Diese Annahme widerlegen jetzt australische Forscher in einer Studie, die sie gestern in An International Journal of Obstetrics & Gynaecology
publizierten.„Frauen, die 40 Jahre oder älter sind und eine assistierte Reproduktion in Anspruch nahmen, gebaren nur halb so viele Kinder mit Geburtsschäden wie fruchtbare Mütter im gleichen Alter, die auf natürliche Weise schwanger wurden“ fasst Michael Davies von der University of Adelaide die Ergebnisse der Studie zusammen.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf allen Lebendgeburten im Süden Australiens zwischen 1986 und 2002: mehr als 301.000 Geburten ohne assistierte Reproduktion, etwa 2.200 Geburten nach einer In-vitro-Fertilisation (IVF) und fast 1.400 mithilfe einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI).
Betrachtet man alle Altergruppen zur selben Zeit, lag die Prävalenz eines Geburtsfehlers (nach ICD9-BPA) wie erwartet bei den natürlichen Geburten mit 5,7 % am niedrigsten. In der IVF-Gruppe kamen 7,1 % der Kinder mit einem Fehler zur Welt, bei der ICSI-Gruppe waren es 9,9 %.
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Die Prävalenz änderte sich jedoch entscheidend, als die Forscher sich die Gruppe der unter 30-Jährigen ansahen (U30) und die der Frauen im Alter über 40 Jahre (Ü40). Das Risiko eines Geburtsfehlers nach einer assistierten Reproduktion war in der U30/ICSI-Gruppe mit 11,3 % Prävalenz am höchsten, am niedrigsten in der Ü40/IVF/ICSI-Gruppe mit 3,6 %. Bei den natürlichen Geburten beobachteten die Autoren in der Studiengruppe bei den jüngeren Frauen eine Geburtsfehler-Prävalenz von 5,6 % und bei den älteren Ü40-Frauen von 8,2 % – ein mehr als doppelt so hohes Risiko als bei Frauen gleichen Alters, die sich künstlich befruchten ließen.
Die Ursachen für den Vorteil der assistierten Reproduktion haben die Forscher in ihrer Studie noch nicht untersucht. Sie vermuten jedoch eine umgekehrte Auswirkung der hormonellen Stimulation auf den altersbedingten Rückgang der Ovulation. Zudem haben sie schon in der aktuellen Studie über einen Vorteil derjenigen Frauen berichtet, die zuvor schon einmal schwanger mittels ICSI waren. © gie/aerzteblatt.de

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