Politik
Barmer-GEK-Chef spricht sich für bessere Versorgungssteuerung aus
Dienstag, 18. Oktober 2016
Berlin – Für eine bessere Steuerung der Patienten durch das Versorgungssystem und eine bessere Verzahnung der Behandlung zwischen ambulantem und stationärem Sektor hat sich der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub, ausgesprochen. „Das heutige System produziert Unter-, Über- und Fehlversorgung“, sagte Straub bei der Tagung „Versorgungssteuerung durch Versorgungsforschung“, die die Barmer GEK gestern in Berlin veranstaltete.
Er schlug vor, die medizinische Versorgung in drei Versorgungsebenen zu untergliedern: Im ambulanten Bereich in die Ebenen primäre hausärztliche Versorgung, allgemeine fachärztliche sowie spezialisierte fachärztliche Versorgung. Im Krankenhaus sollte die Versorgung auf den Ebenen der Grund-, Regel- und Maximalversorgung stattfinden.
Dabei, so Straub, müssten die Kapazitäten dem Leistungsbedarf angepasst werden. Außerdem sollte die Erbringung bestimmter Leistungen an bestimmte Versorgungsebenen geknüpft werden. Ziel sei bisher gewesen, medizinische Leistungen aus dem stationären in den ambulanten Bereich zu verlagern, sagte der Barmer-Chef. „Die Substitution hat aber nie funktioniert“, kritisierte Straub. Als das ambulante Operieren eingeführt wurde, seien die Operationszahlen sowohl in den Praxen als auch in den Krankenhäusern gestiegen. Dasselbe gelte für die geriatrischen und psychiatrischen Institutsambulanzen.
Einen Anreiz, die Sektoren besser miteinander zu verzahnen, verspricht sich Straub von der derzeitigen Versorgungssituation: „Wenn, wie im ländlichen Raum, Ressourcen schwinden, wenn die Not wächst, wächst die Bereitschaft zur Zusammenarbeit.“ Angehen müsse man aber auch die Überversorgung in vielen Metropolregionen, forderte der Kassenchef: „Hier müssen Effizienzpotenziale gehoben werden.“
Die Maßnahmen des Gesetzgebers, die wie die Öffnung der Krankenhäuser, die ambulante spezialfachärztliche Versorgung oder das Entlassmanagement auf eine bessere Verzahnung zielten, hält Straub für zu wenig aufeinander abgestimmt. Er forderte, es müssten regionale Versorgungsverbünde gegründet und Behandlungspfade anhand von Leitlinien etabliert werden.
Es gelte, die Grundversorgung im ländlichen Raum zu sichern und die Spezialisierung und Leistungskonzentration in urbanen Räumen zu fördern. „Notwendig sind hier gesetzgeberische Maßnahmen“, erklärte Straub. „Wir haben jetzt alle und alles gestärkt“, sagte er in Anspielung auf das Versorgungsstärkungsgesetz. „Jetzt brauchen wir mehr Koordination.“
Voraussetzung für eine bessere Verzahnung der Sektoren ist jedoch nach Ansicht des Barmer-GEK-Vorsitzenden ein einheitliches Vergütungssystem. „Der EBM ist jetzt 40 Jahre alt. Er muss grundlegend überarbeitet werden“, forderte Straub. Ziel müsse eine leistungsbezogene, pauschalierte Vergütung sein. © HK/aerzteblatt.de

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