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Medizin

Erhöhte Serum-Tryptase: Doppeltes und dreifaches Gen führt zu verwirrenden Symptomen

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Bethesda – Bei vier bis sechs Prozent der Bevölkerung ist die Serum-Tryptase im Blut erhöht. Dies kann zu einer verwirrenden Kombination von Symptomen führen, deren Ursache laut einer Studie in Nature Genetics (2016; doi: 10.1038/ng.3696) eine Ver­dopp­lung oder Verdreifachung eines Gens auf dem Chromosom 16 ist.

Menschen mit erhöhten Tryptase-Konzentrationen erröten schnell und ihre Haut beginnt schnell zu jucken. Wenn sie sich nach dem Liegen aufrichten, kommt es zum Herzrasen („posturales Tachykardiesyndrom“), und einige werden sogar ohnmächtig. Auf Insekten­stiche reagieren sie heftiger als andere Menschen. Einige leiden unter einem Reiz­darm­syndrom, andere haben angeborene Veränderungen des Bewegungsapparates, zu denen eine Überbeweglichkeit der Gelenke oder auch bleibende Milchzähne gehören können. Ärzten fällt es häufig schwer, diese Symptome einer Ursache zuzuordnen.

Der gemeinsame Nenner der Störungen scheint eine zu starke Produktion des Enzyms Tryptase zu sein, die möglicherweise genetisch bedingt ist. Tryptase kommt im Körper vor allem in Mastzellen vor, die es bei einer allergischen Reaktion ausschütten. Lange wurde vermutet, dass Tryptase ein Marker für die Mastzellfunktion ist. Es gibt jedoch Menschen, die bei normaler Mastzellzahl erhöhte Tryptase-Konzentrationen haben.

Ein Team um Joshua Milner vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda/Maryland hat 96 Personen aus 35 Familien untersucht, in denen die Störung ungewöhnlich häufig auftrat. Alles deutete auf einen autosomal-dominanten Erbgang hin. Eine erste genetische Untersuchung lokalisierte die Störung auf dem Chromosom 16p13.3. Dort befinden sich gleich vier Gene (TPSG1, TPSB2, TPSAB1 und TPSD1), die die beiden Varianten des Enzyms (Alpha- und Beta-Tryptase) kodieren. Die genaue Analyse ergab, dass das Gen TPSAB1 für die Alpha-Tryptase bei den betroffenen Patienten (auf einem oder beiden homologen Chromosomen) in zwei und manchmal auch in drei Kopien vorlag. Die Serumkonzentration der Tryptase korrelierte mit der Zahl der Gene.

Die Forscher konnten die Ergebnisse in zwei weiteren Kohorten bestätigen. Auch dort hatten Menschen mit einer Duplikation oder Triplikation des TPSAB1-Gens erhöhte Serumkonzentration der Alpha-Tryptase. Das Team hat einen Gentest entwickelt, mit dem in Zukunft die genetische Ursache erhöhter Tryptase-Konzentrationen festgestellt werden kann.

Die genetische Studie wird vermutlich auch die Sensibilität von Internisten und Allergo­logen auf die Symptomkombination erhöhen, die bisher keiner einzelnen Krankheit zugeordnet wurde. Die Blockade von Alpha-Tryptase könnte ein neuer thera­peutischer Ansatz sein, der möglicherweise gut verträglich ist. Ein Alpha-Tryptase-Mangel, der bei jedem vierten Menschen vorliegen soll, hat laut Milner keine erkenn­baren Nachteile für die Gesundheit. © rme/aerzteblatt.de

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